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Genuss

Flandern, Gent, Jan-Kai Vermeulen, Kulinarik

Die Veggie Kapitale Europas

Selbst die Fritten sind von morgen – Gent ist heute schon die Stadt der Zukunft: grün, in der City autofrei und fleischarm

von Jan-Kai Vermeulen

Kaffeepause in der Veggie Stadt Gent. Diese Ruhe. Und das mitten in einer Viertelmillionenstadt. Vor meinem Tisch nur das Surren der zahllosen Fahrräder. Schon die elektrische Tram eine Kreuzung weiter wirkt wie Ruhestörung. Seit April 2018 ist die Innenstadt von Gent autofrei – ausgenommen Anwohner, Taxis und Anlieferer (bis 12 Uhr). Ein SUV aus Aachen taucht an der Kreuzung auf, verunsichert, drehend, – nix wie weg. Dahinter wieder zwei örtliche Elektroradkuriere – einer ist fast als Liegerad konstruiert, mit geschätzt einem Kubikmeter Aufbau hinten. DHL steht drauf. Da passen viele Pakete rein.

© Stad Gent – Dienst Toerisme

Ja, erzählt mir Katalin vom Tourismusbüro, es habe „jahrelang Kampf“ wegen der Sperrungen gegeben. Auch in Gent war da die panische Angst der Händler, dass niemand mehr käme ohne Motorbrumm. „Aber am schlimmsten waren die Busunternehmer von außerhalb.“ Jetzt parken sie etwas außerhalb der red zone, mit Shuttle, und: es geht. Stärkste Kraft im Rathaus sind die Grünen, die agierten sehr clever: Sie überließen den Bürgermeisterposten einem Liberalen und können dafür umso mehr an der Verkehrswende arbeiten.

© Stad Gent – Dienst Toerisme

Gent ist Grün

Gent ist sehr grün, innerstädtisch befreit von der Geißel Automobil und – möglichst vegetarisch. Schon 2009 startete die Kampagne „Donnerstag = Veggietag“, begleitet von kostenlosen Kochkursen und Infokampagnen vor allem für Kids. Weniger Fleisch essen heißt: Weniger Abholzung für Rinderzucht und den Anbau vom Futtersoja, weniger Gülle, weniger CO2. Donnerstags gibt es in allen Genter Kitas, Schulen, in den Mensen der großen Uni und auch in den Kantinen für die 6.000 Stadtbediensteten nur vegetarische Kost. Ohne dass man fleischgierige Klagen höre, versichert mir Katalin. Das EU-Umweltbüro spricht von Gent als der „Vegetarier-Hauptstadt Europas“.

Veggie-Fritten

© Stad Gent – Dienst Toerisme

Und womit könnte man Umdenken in Belgien ernsthafter demonstrieren als mit Fritten? Nämlich mit Veggie-Fritten. In Gent gibt es mehr als ein Dutzend Frittenbuden, wo mit Pflanzenfett gebrutzelt wird (wie bei uns) und nicht mit dem in Belgien üblichen Rinderfett.

De Frietketel, © Stad Gent – Dienst Toerisme

Auf ins Frietketel, also den Frittenkessel, vielfach hochgelobt von Kunden als „beste Bude von ganz Flandern“ mit „Fritten zum Seligwerden“. Was für eine riesige kleine Portion! Das Fett schmeckt elementar frisch, die Stäbchen haben die perfekte Konsistenz, innen schmatzigweich und drumherum tatsächlich so knackig wie angeblich nur in Rindertalg möglich. Dazu die berühmte belgische Stoofvlees-Sauce, hier natürlich vegetarisch, zwiebelig und gewürzereich, so köstlich wie mit Fleischgeschmack. Erst pappensatt sehe ich, dass es hier auch vegetarische Bitterballen gibt.

Überall Fahrradkarawanen. Und völlig lautlos schnurrt ein blauer Elektro-Minibus vorbei, acht Sitze, Hop On Hop Off steht dran. Der kleine Kerl heißt Wandelbus. Drei davon kreiseln durch die City (Mo-Sa 10-23 Uhr), eine Spende der Stadt. Die Fahrten sind gratis. HopOn: ich surre ein Stück mit. Gent ist auch verkehrlich veggie.

Genusswelt im Biobauernmarkt

„Willkommen in der Wunderwelt BEO“ lockt mich ein Schild in einen Hofeingang. Das BEO gleich bei der Sint-Niklaas-Kerk ist ein holzfreundlicher, lichtdurchfluteter Biobauernmarkt mit kleinem Snack-Restaurant, der „Versbar“, was nichts mit Reimen zu tun hat, sondern Frischebar heißt. Hier kriege ich auch satt gleich wieder Appetit.

Gegenüber gibt es die hauseigenen Veggie-Fritten in der Friterie Tartaar. Nein, sage ich, ich möchte keine noch so kleine Portion, nur ein oder zwei einzelne Fritten bitte, zum Testen, verkosten. Komischer Gast, denkt der Fritteusist sicher und reicht mir ein paar. Sie schmecken ähnlich gut wie bei Frietketel: etwas fettiger, aber auch noch eine Nuance knackiger.

Moor & Moor in Gent, © Stad Gent – Dienst Toerisme

Später geht es zu Moor & Moor einen veganen homemade Kuchen essen, der Kaffee ist fairtrade: von der Abakundakawa-Plantage in Ruanda. Auch in chicen Restaurants wie dem Pakhuis gibt es das fleischlose Menu, zumindest donnerstags, etwa den Veggie Lunch, diese Woche ist es ein Spargelrisotto. Der Zweisternetempel Vrijmoed offeriert ein tierfreies Siebengängemenu („pur Grün“) und wurde 2018 zum zweitbesten Gemüserestaurant der Welt gekürt (nach einem katalonischen). Umstritten ist, wer in Gent die besten Veggie-Burger macht.

Ich fantasiere mir die Tiere in Gent grundglücklich zusammen: ein jegliches Schwein grunzt zufrieden bis ins Alter vor sich hin, das Geflügel gackert fröhlich ohne Legestress und auch die leckersten Lämmer sind tabu für Menschenzähne. Naja – man kann dem Getier auch in Gent durchaus an Rippen und Schinken. Es gibt sogar die Kategorie „5 beste Steak-Restaurants in Gent“. Aber selbst bei Gilles, dem edlen Monstersteakbräter, kann man Veggie of the day ordern.

Dinner im La Botaniste

La Botaniste, © Stad Gent – Dienst Toerisme

Der Höhepunkt meines Ausfluges in die grüne Biostadt mit ihren über 40.000 Studierenden wird das Dinner im Restaurant Le Botaniste, einer ehemaligen Apotheke, die bis unter die Decke vollgestellt ist mit alten Heilmitteldosen und Vorratsgläsern für das Restaurant.

Starter ist eine große Frische-Bowl: Blattsalat, dazu Marokko-Karotten mit leichtem Minztouch, Seaweed-Tartar, Humuscreme, ein himmlisches Rosinen-Zwiebel-Chutney, giftgrün das zauberleckere Erbsenmus, gedämpfte Gemüsestreifen – und alles mit immer neuen Gewürzexplosionen. Das ist Kochkunst! Wie banal ein gegrilltes Stück noch so zartes Fleisch ist! Hauptgang: Tibetan Mama Kokos-Curry auf knackfestem Naturreis, dazu noch ein Glas Bio-Rosè. Leider reichen die Magenkapazitäten nicht mehr für Pasta Il Mafioso.

Und ebenfalls leider: Ausgerechnet die nette Bedienung im Botaniste schimpft über die Autoaussperrung. Denn dadurch, erzählt sie mir, fahren jetzt durch die angrenzende Straße ihrer Wohnung „mindestens doppelt so viele Autos wie vorher“. Pech gehabt. Aber das Borderline-Wohnen wird aufhören, da sind wir uns einig, sobald die Verbotszone für die stinkenden Krachmaschinen ausgeweitet wird. 2025, hatte Katalin gesagt, „wollen wir Ökostadt Europas werden“.

Flandern, Kirsten Lehnert, Kulinarik, Mechelen

Die Vleeshalle – der neue Foodmarkt in Mechelen

von Kirsten Lehnert

Mechelen war mir bisher vor allem bekannt durch das Museum Hof van Busleyden in dem prachtvollen Renaissancepalast, die königliche Teppichmanufaktur oder die Brauerei im Beginenhof. Seit meinem letzten Besuch in der Stadt kenne ich nun eine weitere Attraktion: Denn Ostern öffnete in der alten Fleischhalle ein wirklich schöner Foodmarkt seine Tore. Ich möchte Euch diesen neuen kulinarischen Hotspot im Herzen von Mechelen vorstellen.

© Visit Mechelen

Noch bevor ich den Duft der frisch gebackenen Focaccia oder der würzigen asiatischen Suppen in der Nase hatte oder auch nur einen Bissen an einem der vielen Stände probieren konnte, war ich schon begeistert. Allein die Location ist schon ein Genuss. Die Vleeshalle ist – wie der Name schon sagt – eine alte Fleischhalle. Mit Galerien über drei Etagen, von grünen gerundeten Stahlträgern gestützt und detailreich gestaltet. Durch die Glasfenster unter dem hölzernen Giebeldach scheint Tageslicht hinein. In der 1881 erbauten Markthalle verkauften früher die Mechelner Metzger ihre Ware. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebäude immer mehr verfallen, 1967 wurden die Tore der Fleischhalle endgültig geschlossen.

Die Vleeshalle früher, © vleeshalle

Die Geschichte der Vleeshalle

Nach diversen Zwischennutzungen etwa als Veranstaltungsraum und Filmkulisse wurde die denkmalgeschützte Halle nun aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Veronique Smolders und ihr Partner Kevin Goos haben sich hier einen Traum verwirklicht und eine wirklich gelungene Mischung aus Markt, Lokalen, Shop und Büros geschaffen – in einem Ambiente, in dem man die Geschichte der Ortes wirklich noch spüren kann. Die Beiden haben als Organisatoren des berühmten Bierfestivals in Mechelen übrigens schon gezeigt, dass sie Genussprojekte erfolgreich umsetzen können.

© Visit Mechelen

Im Zentrum dieses hippen Foodmarktes findet ihr einen Barbereich, hier kann man sich gut niederlassen und einfach genießen. Drum herum tummeln sich 12 Anbieter von den unterschiedlichsten Köstlichkeiten. Italien, Vietnam, Mexiko, Spanien und Irland liegen hier eng beisammen. So könnt ihr mit kleinen Häppchen kulinarisch einmal um die ganze Welt reisen. Ihr findet Streetfood, Tapas, Wurstwaren, Burger, Käse, Patisserie, Fischgerichte, frische Säfte, Kaffee, Tee, Suppen. Wer mag, kostet die vietnamesischen Frühlingsrollen mit frischem Koriander, die Steven an seinem Stand “Bāmbū” anbietet. Elena peppt ihre Tapas nach den Rezepten ihrer Großmutter mit einem modernen Kick auf. Mich hat vor allem die handgemachte Guacamole von Karen vom “Alma Libre” umgehauen. Und die frischen Salate und Gemüse-Bowls bei “Urban Greens” sind schon fürs Auge ein Genuss.

Im Foodmarkt könnt ihr übrigens auch zahlreiche frische, hochwertige und viele regionale Produkte kaufen und zuhause selbst etwas daraus zaubern. Ich habe noch ein Schwätzchen mit Imker Johan gehalten und mir als Erinnerung dann ein Glas Honig mitgenommen.

Mehr als ein Foodmarkt

Und da Genuss nicht nur eine Sache für den Gaumen ist, könnt ihr in der Vleeshalle auch noch andere schöne Dinge kaufen. In den oberen Etagen etwa findet ihr bei Colorfool Möbel, Accessoires und Mode.

Antwerpen, Flämische Meister, Flandern

Handwerk trifft Barock – Genusstour zum Barockjahr in Antwerpen

Wollt ihr mal ganz tief in die Epoche des Barock eintauchen? Dann seid ihr in Antwerpen genau richtig. Hier findet ihr nämlich nicht nur die barocken Klassiker, wie üppig ausgestattete Kirchen mit kunstvoll bemalten Decken und prachtvollen Verzierungen, dazu unzählige Werke der Alten Meister – allen voran natürlich Rubens. In diesem Jahr, wo das große Barockfestival „Antwerp Baroque 2018. Rubens inspires” gefeiert wird, gibt es dazu eine Reihe von Ausstellungen und Events, bei denen ihr eine ordentliche Portion barocker Lebensart genießen könnt. Das Barockjahr wurde am ersten Juniwochenende mit einem großen Barockfest eröffnet. Ich will euch heute aber noch verraten, wie ihr euch die Epoche auch so richtig auf der Zunge zergehen lassen könnt. Denn nicht nur Künstler, sondern auch Antwerpener Handwerker, darunter Bäcker, Metzger, Käser, Brauer, Teekenner, Brennereien, Chocolatiers und Keksbäcker, haben sich vom Barock inspirieren lassen und huldigen dem Meister mit Sonderausgaben ihrer Produkte. Vielleicht begleitet ihr mich auf meinem kleinen aber genussvollen Streifzug?

Bakkerij Goossens, Patrick Goossens, © Jonathan Ramael

Beginnen wir in der Korte Gasthuisstraat 31. Hier hat die Bäckerei Goossens, eine wahre Institution in Antwerpen, ihren Sitz. Die Bäckermeister ließen sich von Rezeptbüchern aus dem 17. Jahrhundert inspirieren und haben nun passend zum Themenjahr ein barockes Brot mit zugehörigem Brotbeutel auf den Markt gebracht. Dass Barock wirklich reine Geschmackssache ist, das stellt auch der Käser Van Tricht unter Beweis.

Stadsbrouwerij De Koninck, © Stillmation.photography

Passend zu dem Traditionsbier „Tripel d’Anvers“ von De Koninck kreierte Van Tricht eine köstliche Käsekugel. Die legendäre Antwerpener Stadtbrauerei auf dem Mechelsesteenweg 291 kann ich Euch auch wärmstens ans Herz legen. De Koninck bekennt im Barockjahr übrigens auch Farbe und entwickelte für das Tripel d’Anvers eine Sonderpackung mit vier Flaschen – sozusagen ein Four-Pack – gestaltet in den Farben und im Stil des Barockfestivals. Passend zum Bier bietet der Butcher’s Store (ein cooler Laden auf dem Gelände der Stadtbrauerei in der Boomgaardstraat 1/3) eine barocke Bierwurst an. Hergestellt wird sie ebenfalls nach einem alten flämischen Rezept mit Zeeuws-Vlaams (seeländisch-flämischem) Duroc-Schweinefleisch; und natürlich auch authentisch zubereitet: auf Eichen- und Buchenholz geräuchert und anschließend getrocknet.

Dass es im Barock nicht nur deftig zuging, das freut sicher auch die Teeliebhaber unter Euch. Vielleicht probiert ihr mal den Rosenknospentee oder den Blütentee von Lulin. Diese beiden Sorten ihres Tee-Sortiments haben Hans Verhoosel und Amy Gallagher speziell für Antwerpen Baroque 2018 neu gemischt. Wie alle Tees von Lulin werden auch diese Teesorten traditionell hergestellt: handverlesen und von Hand verarbeitet. An die Kaffeefans ist natürlich auch gedacht: Der Antwerpener Kaffeespezialist Rombouts entwickelte speziell für Antwerp Baroque 2018 eine Rubens-Kaffeemischung. Einen ganz besonderen Leckerbissen verspricht der Chocolatier Jitsk, den ihr ebenfalls in der Boomgaardstraat  findet. Der Gault Millau nannte ihn schon 2016 eine kulinarische Entdeckung und seine Schokoladen und seine handgemachte Eiscreme sind ohnehin Kult in Antwerpen. Jetzt setzt er mit seinem Schokoladenriegel „Rubensreep“ mit den vollen Aromen von Gewürzen und getrockneten Früchten noch einen drauf.

A. Snijders, Fr Stilleven, Cokeryen, © KBC, Rockoxhuis Antwerpen

Dass Essen im Barock eine große Rolle spielten, davon könnt ihr euch übrigens auch in einer der Ausstellungen ein Bild machen. Die erste Ausstellung im neueröffneten Snijders&Rockox Haus ist nämlich ganz der Kochkunst gewidmet. Unter dem Titel „Cokeryen” zeigt der Foodfotograf Tony Le Duc ab Ende September, dass Grundnahrungsmittel durchaus Kunst sein können – eine Gabe, über die vor ihm auch schon der Barockmaler Frans Snijders verfügte. (Und dass mit der Ausstellung von Paul Koiker im Fotomuseum auch die Auswirkungen barocker Genusskultur zu sehen sind, sei hier nur am Rande -und auch mit einem Augenzwinkern erwähnt.)

Aber zurück zu den Geschmackssachen. Oder seid ihr schon satt? Ich hätte da nämlich noch die berühmtesten Kekse der Stadt. Die „Antwerpse handjes“ (Antwerpener Hände) bekommt ihr nun in einer limitierten barocken Variante, verpackt in einer personalisierten Schachtel. Apropos Gestaltung: Dass das Barock faszinierende Formen hervorgebracht hat, ist ja hinlänglich bekannt. Wie modernes Design inspiriert vom historischen Barock aussehen könnte, darüber haben sich Studierende der Königlichen Akademie für Schöne Künste ihre kreativen Gedanken gemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sechs einzigartige Designs zieren nun Produkte vom T-Shirt bis zum Turnbeutel. Und auch die drei Juweliere von Antwerpen‘s Most Brilliant haben sich ein barockes Beispiel – etwa an den Engeln aus Rubens „Die Verkündigung“ – genommen und entwarfen speziell für das Barockfestival elegante und extravagante Schmuckstücke.

Die barocken Antwerpener Regionalprodukte findet ihr ab sofort im Antwerpener Stadtladen, in den Museumsläden und in der Pop-up-Bar „Baroque“ (Nationalestraat 45). Und wenn ihr euch nach all dem Genuss noch etwas bewegen wollt: Vielleicht folgt ihr dann einfach den Spuren von Rubens durch die Stadt? Das sind schließlich ganz schön viele.

Antwerpse Handjes, © Jan Crab

 

Antwerpen, Brüssel, Flandern, Gent, Jan-Kai Vermeulen, Kulinarik, Kultur

Nah am Paradies – Gourmetköche und ihre Hingabe zu Sterne-Fritten

von Jan-Kai

Wir sind ganz oben im Antwerpener MAS (Museum am Strom). Was für eine Aussicht über Hafenlandschaft und Altstadt! Und jetzt noch diese Aussicht: auf das Lunch hier oben im kühl-modernen Edelrestaurant »t ’Zilte«. Gebutterte Jakobsmuscheln mit Tupfern aus Kartoffelselleriesahne und winzige Steinpilz-Hostien werden gereicht, dazu elf verschiedene Sorten knusprigsten Brotes. Chefkoch Viki Geunes hat zwei Michelin-Sterne. Er kann über „ausgewogene Gesamtkompositionen“ philosophieren, über „Techniken in Balance“ – und, als ich ihn darauf anspreche, über Fritten.

Natürlich, sagt er, serviere er sie bisweilen auch und beginnt am Tisch ein kleines Referat. In einer „eigenen ausgewogenen Fettmischung“ aus pflanzlichem und tierischem Öl (Details natürlich Geheimsache) müssten die Kartoffelstangen gebrutzelt werden: „Ohne Rinderfett geht es nicht, man braucht den leicht animalischen Geschmack.“ Er verwende Bintje-Kartoffeln, selbstverständlich handgeschnitten, ohne normierende Maschine. Weiterlesen …

Brügge, Flandern, Kirsten Lehnert, Kulinarik

Dominique Persoone, der etwas andere Chocolatier

Dominique Persoone mit Chocolate shooter, © milo profi
Ein Schuss Schokolade

Manchmal geht Liebe durch die Nase – das sagte sich wohl auch Dominique Persoone, einer der angesagtesten Chocolatiers in ganz Belgien. Mit seinem eigens für die Rolling Stones angefertigten Chocolate-Shooter hat er sich im wahrsten Sinne des Wortes in die oberste Liga der flämischen Genusshandwerker katapultiert. Diese ungewöhnliche Maschine schießt dem Benutzer feinen Schokoladenstaub direkt in die Nase. Ich will Euch den Rockstar unter Flanderns Chocolatiers und Erfinder zahlreicher weiterer ungewöhnlicher Kreationen hier vorstellen. Aber Vorsicht! Ich warne hier schon vorab ausdrücklich: Die Lektüre dieses Artikels kann nicht nur zu unkontrolliertem Speichelfluss und Heißhunger auf Pralinés und andere edle Kakao-Naschereien führen, sondern auch zu einer spontanen Reise in die Schokoladenhauptstadt Brügge!

Dominique Persoone – Schoko-Rock ‘n Roll

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Kulinarik, Mechelen

Mmmmmmechelen!!

Diese Flandern-Geschichte solltet ihr euch auf der Zunge zergehen lassen! Diesmal erzählen wir etwas über den Versuch, den Mond zu löschen, über die Entdeckung des Chicorées und über einen etwas ungewöhnlichen Kuckuck. Also eigentlich sind es gleich drei Geschichten, alle spielen in Mechelen und bei allen geht es um Genuss.

Die erste Geschichte geht zurück auf das Jahr 1687, als ein beschwipster Kneipengänger nachts aus dem Wirtshaus am Grote Markt torkelte und der Turm der St. Romboutskathedrale in Nebel gehüllt war. Da der Angetrunkene dachte, der Turm stünde in Flammen, alarmierte er die ganze Stadt, die sofort mit den Löscharbeiten begann. Doch plötzlich schien der Mond durch den Nebel und die Glut war verschwunden. Die mutigen Mechelner hatten nichts weiter als ein rötlich schimmerndes Nebelglühen gesehen und versucht, den Mond zu löschen! Bis heute tragen die Mechelner deshalb den Spott- und Spitznamen Maneblussers (Mondlöscher). Mechelen-Besucher können sich diese Geschichte übrigens auf der Zunge zergehen lassen: Mit den „Maneblussertjes“, den kleinen Mondlöschern, gibt es knusprige Plätzchen mit Glasur oder gefüllte Pralinen in der Form eines Mondes. Die Traditionsbäckerei Vanderbeek bietet diese Köstlichkeiten in allen Sorten und Größen an.

Vanderbeek Konditorei

Und dann gibt es die Geschichte von dem Gemüse, das eigentlich ein Schattendasein führt: Weiterlesen …