Eine Rundreise zu Leonardo da Vinci, Rubens und van Eyck
Ivo Cleiren wartet vor einem mächtigen Holztor in der riesigen Abtei von Tongerlo auf mich. Nein, er sei kein Mönch, sein langes weißes Gewand sei die Kleidung der Norbertiner, eine Priestergemeinschaft des Augustiner-Ordens. Der überaus freundliche 70-Jährige, der hier seit 50 Jahren lebt, ist der Kurator des Abdij-Museums und will mir das Geheimnis von Leonardo da Vinci in seiner Abtei erklären. „Kommen Sie mit.“ Ich folge in ein Labyrinth von Gängen.
Das Projekt „In Situ“
Fünf von 45 Orten werde ich besuchen, die zum Projekt In Situ gehören. In Situ heißt Vor Ort; die Bilder von großen flämischen Meistern finden sich meist in abgelegenen Städtchen und Dörfern – immer an ihrem angestammten Ort in Kapellen, Klöstern, Beginenhöfen oder Schlössern, von Maaseik im Osten bis Veurne nahe der Küste.
In der Basilika von Scherpenheuvel dreht sich alles um die Gottesmutter. „Welkom bij Maria“ steht groß in Weiß auf leuchtendem Lichtblau über dem Eingang der achteckigen Pilgerkirche. Sieben Werke von Theodoor van Loon sind zu sehen, das wichtigste, „Mariä Himmelfahrt“, hängt hinter dem Altar. Gerade läuft eine Messe, es ist brechend voll. Kaum ist die Messe beendet, wird in situ die nächste gestartet. Weltliches Kunstinteresse muss warten.
Gut, dass die sechs anderen Bilder ringsherum in Chorecken platziert sind. Da kann ich zum kräftigen Gesang der Priester reichlich schriftliche Erklärungen aufsaugen. Zum Beispiel: „Sehen Sie, was für ein schönes Baby Maria ist! Die Engel tollen freudig herum.“ Und dann Marias Lebensweg verfolgen: immer im lichtblauen Gewand.