Antwerpen, Flämische Meister, Flandern

Handwerk trifft Barock – Genusstour zum Barockjahr in Antwerpen

Wollt ihr mal ganz tief in die Epoche des Barock eintauchen? Dann seid ihr in Antwerpen genau richtig. Hier findet ihr nämlich nicht nur die barocken Klassiker, wie üppig ausgestattete Kirchen mit kunstvoll bemalten Decken und prachtvollen Verzierungen, dazu unzählige Werke der Alten Meister – allen voran natürlich Rubens. In diesem Jahr, wo das große Barockfestival „Antwerp Baroque 2018. Rubens inspires” gefeiert wird, gibt es dazu eine Reihe von Ausstellungen und Events, bei denen ihr eine ordentliche Portion barocker Lebensart genießen könnt. Das Barockjahr wurde am ersten Juniwochenende mit einem großen Barockfest eröffnet. Ich will euch heute aber noch verraten, wie ihr euch die Epoche auch so richtig auf der Zunge zergehen lassen könnt. Denn nicht nur Künstler, sondern auch Antwerpener Handwerker, darunter Bäcker, Metzger, Käser, Brauer, Teekenner, Brennereien, Chocolatiers und Keksbäcker, haben sich vom Barock inspirieren lassen und huldigen dem Meister mit Sonderausgaben ihrer Produkte. Vielleicht begleitet ihr mich auf meinem kleinen aber genussvollen Streifzug?

Bakkerij Goossens, Patrick Goossens, © Jonathan Ramael

Beginnen wir in der Korte Gasthuisstraat 31. Hier hat die Bäckerei Goossens, eine wahre Institution in Antwerpen, ihren Sitz. Die Bäckermeister ließen sich von Rezeptbüchern aus dem 17. Jahrhundert inspirieren und haben nun passend zum Themenjahr ein barockes Brot mit zugehörigem Brotbeutel auf den Markt gebracht. Dass Barock wirklich reine Geschmackssache ist, das stellt auch der Käser Van Tricht unter Beweis.

Stadsbrouwerij De Koninck, © Stillmation.photography

Passend zu dem Traditionsbier „Tripel d’Anvers“ von De Koninck kreierte Van Tricht eine köstliche Käsekugel. Die legendäre Antwerpener Stadtbrauerei auf dem Mechelsesteenweg 291 kann ich Euch auch wärmstens ans Herz legen. De Koninck bekennt im Barockjahr übrigens auch Farbe und entwickelte für das Tripel d’Anvers eine Sonderpackung mit vier Flaschen – sozusagen ein Four-Pack – gestaltet in den Farben und im Stil des Barockfestivals. Passend zum Bier bietet der Butcher’s Store (ein cooler Laden auf dem Gelände der Stadtbrauerei in der Boomgaardstraat 1/3) eine barocke Bierwurst an. Hergestellt wird sie ebenfalls nach einem alten flämischen Rezept mit Zeeuws-Vlaams (seeländisch-flämischem) Duroc-Schweinefleisch; und natürlich auch authentisch zubereitet: auf Eichen- und Buchenholz geräuchert und anschließend getrocknet.

Dass es im Barock nicht nur deftig zuging, das freut sicher auch die Teeliebhaber unter Euch. Vielleicht probiert ihr mal den Rosenknospentee oder den Blütentee von Lulin. Diese beiden Sorten ihres Tee-Sortiments haben Hans Verhoosel und Amy Gallagher speziell für Antwerpen Baroque 2018 neu gemischt. Wie alle Tees von Lulin werden auch diese Teesorten traditionell hergestellt: handverlesen und von Hand verarbeitet. An die Kaffeefans ist natürlich auch gedacht: Der Antwerpener Kaffeespezialist Rombouts entwickelte speziell für Antwerp Baroque 2018 eine Rubens-Kaffeemischung. Einen ganz besonderen Leckerbissen verspricht der Chocolatier Jitsk, den ihr ebenfalls in der Boomgaardstraat  findet. Der Gault Millau nannte ihn schon 2016 eine kulinarische Entdeckung und seine Schokoladen und seine handgemachte Eiscreme sind ohnehin Kult in Antwerpen. Jetzt setzt er mit seinem Schokoladenriegel „Rubensreep“ mit den vollen Aromen von Gewürzen und getrockneten Früchten noch einen drauf.

A. Snijders, Fr Stilleven, Cokeryen, © KBC, Rockoxhuis Antwerpen

Dass Essen im Barock eine große Rolle spielten, davon könnt ihr euch übrigens auch in einer der Ausstellungen ein Bild machen. Die erste Ausstellung im neueröffneten Snijders&Rockox Haus ist nämlich ganz der Kochkunst gewidmet. Unter dem Titel „Cokeryen” zeigt der Foodfotograf Tony Le Duc ab Ende September, dass Grundnahrungsmittel durchaus Kunst sein können – eine Gabe, über die vor ihm auch schon der Barockmaler Frans Snijders verfügte. (Und dass mit der Ausstellung von Paul Koiker im Fotomuseum auch die Auswirkungen barocker Genusskultur zu sehen sind, sei hier nur am Rande -und auch mit einem Augenzwinkern erwähnt.)

Aber zurück zu den Geschmackssachen. Oder seid ihr schon satt? Ich hätte da nämlich noch die berühmtesten Kekse der Stadt. Die „Antwerpse handjes“ (Antwerpener Hände) bekommt ihr nun in einer limitierten barocken Variante, verpackt in einer personalisierten Schachtel. Apropos Gestaltung: Dass das Barock faszinierende Formen hervorgebracht hat, ist ja hinlänglich bekannt. Wie modernes Design inspiriert vom historischen Barock aussehen könnte, darüber haben sich Studierende der Königlichen Akademie für Schöne Künste ihre kreativen Gedanken gemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sechs einzigartige Designs zieren nun Produkte vom T-Shirt bis zum Turnbeutel. Und auch die drei Juweliere von Antwerpen‘s Most Brilliant haben sich ein barockes Beispiel – etwa an den Engeln aus Rubens „Die Verkündigung“ – genommen und entwarfen speziell für das Barockfestival elegante und extravagante Schmuckstücke.

Die barocken Antwerpener Regionalprodukte findet ihr ab sofort im Antwerpener Stadtladen, in den Museumsläden und in der Pop-up-Bar „Baroque“ (Nationalestraat 45). Und wenn ihr euch nach all dem Genuss noch etwas bewegen wollt: Vielleicht folgt ihr dann einfach den Spuren von Rubens durch die Stadt? Das sind schließlich ganz schön viele.

Antwerpse Handjes, © Jan Crab

 

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