In Antwerpen kann man als Besucher schon mal in die Knie gehen… Etwa in den monumentalen Kirchen wie der majestätischen Liebfrauenkathedrale, der Sankt Pauluskirche, der Sankt Andreaskirche, der Sankt Carolus Borromäuskirche oder der gerade restaurierten Sankt Jakobskirche. Die sind nämlich einfach zum Anbeten schön! Und das nicht nur wegen der prachtvollen Architektur, sondern auch wegen der bedeutenden Gemälde und Skulpturen, die Künstler von Weltrang hier hinterlassen haben – allen voran die flämischen Meister wie Rubens, Jordaens oder Van Dyck. Kirchen gehörten schließlich zu den wichtigsten Auftraggebern neuer Werke für Rubens und seine Zeitgenossen. Viele davon sind heute noch erhalten und vor Ort zu besichtigen. Macht euch doch mal auf eine Reise ins Barock und folgt den Spuren der großen Künstler!
Beginnen wir mit unserer Tour an einem wahren Kunstwerk aus Stein, der Liebfrauenkirche. Die Antwerpener Kathedrale wurde 1521 nach 169-jähirger Bauzeit vollendet und ragt 123 Meter in die Höhe. Damit war sie das größte gotische Bauwerk der damaligen Niederlande. Noch heute ist die Kathedrale im Besitz etlicher Kunstwerke. Vier Meisterwerke von Rubens könnt ihr dort permanent bestaunen, darunter die „Kreuzaufrichtung“ (1610), die „Kreuzabnahme“ (1614) sowie „Mariae Himmelfahrt“ (1626). Vor kurzem wurden die 20 Jahre dauernden Restaurierungsarbeiten abgeschlossen. Seither erstrahlt die siebenschiffige Kirche wieder in ihrer ganzen architektonischen Pracht. In der Ausstellung „Reünie“ werden acht prachtvolle Altargemälde aus dem Königlichen Museum für Schöne Künste gezeigt.
Ein wahres Fest aus Marmor und eine große Kunstsammlung mit Werken namhafter Maler findet ihr in der spätgotischen Sankt Jakobskirche, in der Rubens übrigens auch seine letzte Ruhestätte fand.
Nicht vergessen dürft ihr die Sankt Pauluskirche (Sint-Paulus-Kerk), die ehemalige Kirche des Antwerpener Dominikanerklosters – ein barockes Juwel in einem gotischen Schrein. Rubens war den Dominikanern und besonders dem Abt des Klosters, Michael Ophovius, eng verbunden. Diese beauftragte den Künstler unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Italien im Jahr 1609 damit ein Altarbild zu malen. 1616 wurde bei den besten Malern der Scheldestadt, darunter Rubens, Van Dyck und Jordaens, eine Serie von fünfzehn Gemälden (15 Geheimnisse des Rosenkranzes) für das Nordschiff in Auftrag gegeben. Heute findet ihr in dem prachtvollen Interieur der Kirche mehr als 50 Gemälde berühmter Meister, mehr als 200 Skulpturen, prachtvolle Barockaltäre und holzgeschnitztes Kirchenmobiliar, das zu den schönsten der Welt zählt. Von Rubens sind drei Werke zu sehen: Das Deckengemälde „Die Geißelung“, die „Anbetung der Hirten“ sowie das Altarbild „Disput des heiligen Sakraments“.
DIE Rubenskirche schlechthin ist die Sankt Carolus Borromäuskirche
Die einstige Jesuitenkirche beeindruckt vor allem durch ihre Größe, ihre Fassade und ihre Details. Paul Rubens lieferte eine Reihe von Entwürfen für die Fassade, darunter die Trompete blasenden Engel über dem Portal, und die Cherubinen und möglicherweise Teile des Glockenturms. Im Inneren tragen die Decke mit Stuckwerk der Marienkapelle sowie der Hochaltar seine Handschrift. Für die Marienkapelle entwarf Rubens auch 39 Werke mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament – der erste umfängliche Gemäldezyklus Rubens‘. Die Bilder wurden leider durch einen Brand im Jahr 1718 bis auf eines zerstört.
Barockjahr 2018 und die Kirchenkunst in Antwerpen
Im Barockjahr 2018, dem Auftakt zu den Themenjahren „Flämische Meister 2018–2020“, spielen die Kirchen natürlich eine bedeutende Rolle. Sie werden dazu durch zeitgenössische Kunst, Tanz und Musik in Szene gesetzt – und das von Künstlern, die sich wie schon Generationen vor ihnen von Rubens haben inspirieren lassen.
Die üppige Architektur der Barockkirchen bildet im nächsten Jahr auch einen spannenden Kontrast zu interessanten Ausstellungen und minimalistischen Aufführungen. So könnt ihr etwa in der Sankt Andreaskirche – im Herzen des Antwerpener Modeviertels – wertvolle liturgische Gewänder zusammen mit Entwürfen junger zeitgenössischer Modedesigner bestaunen. Lasst euch einfach überraschen von zahlreichen weiteren spannenden Begegnungen im Barockjahr!
Wenn ihr vorab schon auf den besonderen Kirchengeschmack in Antwerpen kommen wollt, dann haben wir noch einen besonderen Tipp für Euch: Im Zwei-Sterne-Restaurant „The Jane“, einst Kapelle eines Militärkrankenhauses, könnt ihr „göttlich genießen“.