Der St. Ursulinen Stift in Onze-Lieve-Vrouw-Waver (Belgien) ist eine Schule.
Ganz ehrlich? So sieht sie von außen auch aus. Das schlichte Haus wirkt von außen wie so viele andere Schulen auch. Schlicht – einfach – praktisch. Schon seit über 175 Jahren wird hier gelehrt. Bis in die 50er Jahre war das St. Ursula Institute eine katholische Schule, ausschließlich für Mädchen aus „besseren Familien“. Diese wohnten im Internat, die Eltern waren in der großen weiten Welt unterwegs.
Ein Paradies für Fans des Jugendstils
Soweit so gut. All das klingt im ersten Moment nicht wirklich spannend. Und doch befindet sich im inneren des etwas 10 Hektar großen Schulkomplexes mehr als nur eine einfache Gesamtschule. Hier befindet sich das Paradies für Fans von Art Déco und Jugendstil.
Zwei Stunden Schule am Sonntag?
Wir sind neugierig. Ein paar Kilometer von Mechelen entfernt wartet der kleine Ort „Onze-Lieve-Vrouw-Waver“ auf uns. Der Schulparkplatz und auch der Eingang sind schnell zu finden. Als Geheimtipp gelten der Wintergarten und die Schule. Wir jedoch müssen uns erst einmal in einer kleinen Schlange anstellen. 10 Euro kostet der Eintritt inklusive Führung.
Das Geld wird verwendet um das Haus in seiner Pracht zu erhalten. Die Führungen werden neben Englisch und Französisch auch in Niederländisch angeboten – und das Angebot der offenen Führungen wird sehr gut angenommen. Gut 100 Leute warten an diesem Sonntag auf die zweistündige Tour. Unsere „englische Gruppe“ ist etwas kleiner und wir haben Glück, denn eine ehemalige Schülerin der Mädchenschule begleitet unsere Gruppe.
Unser Guide nimmt uns mit auf eine Zeitreise.
Nach dem ersten Weltkrieg (in dem die Schule zum Teil zerstört wurde) – wurde vor allem der historische Teil so wieder aufgebaut wie er auch heute für Gäste und Schüler offen steht. Der Wintergarten – einer der bekanntesten Räume des Schulkomplexes – ist sogar noch ein wenig älter. Er wurde bei den Angriffen nicht beschädigt und ist einer der wohl schönsten Glas-Metall-Gebäude, die ich je bestaunen durfte.
Wir erfahren, dass hier bis in die 50er Jahre ausschließlich Französisch gesprochen wurde. Wir lauschen gespannt als unser Guide vom Alltag der jungen Damen berichtet und ich bin mehr als einmal vollkommen im Schulalltag gefangen. Von der morgendlichen Routine in den Schlafsälen des Klosters bis hin zum gemeinschaftlichen Beten und Frühstücken – zu authentisch sind die Räumlichkeiten, zu detailliert sind die Geschichten unseres Guides.
Der Alltag im St. Ursulinen Stift
Ich schau ins Gesicht der ehemaligen Schülerin, als der Guide sie fragt: „War der Alltag hier in der Schule schön?“. Sie strahlt und nickt. Immer wieder wirft sie einige Geschichten aus ihrer Zeit in das Gespräch mit ein – so etwa vom wöchentlichen Baderitual.
Oder von den Schwestern – die das Haus nicht nur mit Leben füllten, sondern auch durch sämtliche Höhen und Tiefen immer wieder eine Lösung für das Bestehen des St. Ursulinen – Instituts fanden. Durch viele Unterstützer fehlte es den Mädchen an nichts.
Klavierunterricht – eine umfangreiche Bibliothek – ein englischer Garten – eine Art biologisches Museum und modernste Technik wurden und werden auch heute noch im St. Ursulinen Institut angewendet.
Mehr als einmal bleibt mir der Mund offen stehen. Klar sind die historischen Räume restauriert – aber Schulräume in einem derartig guten Zustand zu erleben beeindruckt mich.
Auch die Detailverliebtheit der Kunstwerke, die Glasscheiben der Türen, die Verzierungen, bunten Farben und auch die Kapelle der Schule sind ziemlich beeindruckend. Und das nicht nur im Wintergarten. Viel will ich dazu auch gar nicht erzählen – denn eigentlich sollte das jeder selbst erleben.
[…] der längst vergangenen Epoche hier noch erhalten ist. Einen ausführlichen Artikel über die etwa dreistündige Führung durch die Jugenstil und Art Deco Schule habe ich auf dem Flandernblog […]