Brügge. Die Hauptstadt von Westflandern und einst Zentrum der Macht. Als Hafen- und Handelsstadt machte sich “Brugge” im Mittelalter einen Namen und erarbeitete innerhalb kurzer Zeit einen großen Reichtum. Auch heute noch ist dieser in der Stadt zu sehen. Vor allem Kirchen waren in der damaligen Zeit ein wichtiges Zeichen für Wohlstand – wohl auch ein Grund, warum in Brügge rund 30 Kirchen erbaut wurden. Auch der Belfried und das Rathaus sowie eine Vielzahl von Häusern aus dem späten Mittelalter zeugen von der erfolgreichen Geschichte der Stadt.
Nicht alle Sehenswürdigkeiten und Kirchen befinden sich direkt im Stadtkern von Brügge
Eine praktische Möglichkeit, um in kurzer Zeit eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten von Brügge zu entdecken, ist eine Tour mit dem Fahrrad.
Meine Tour startete in einer ruhigen Seitenstraße bei Quasimundo Bike Tours – einem der bekanntesten Radtour Unternehmen in Brügge. Der Guide Jos Teughels lebt selbst in Brügge und entführt uns in gut 2 ½ Stunden in ein ganz besonderes Brügge abseits der Touristenströme. Die Tour ist in leicht verständlichem Englisch und auch mit dem gefürchteten Kopfsteinpflaster habe ich an diesem Tag und dem guten Fahrrad keine Probleme.
Auch meine Angst, die Gruppe aus den Augen zu verlieren, bewahrheitet sich nicht. Mit regelmäßigen Stopps hält Jos uns immer beisammen und gibt uns einen spannenden Einblick in die Architektur und die “kleinen Kniffe und Tricks” der damaligen Architekten. So haben einige Häuser in Brügge zwar eine prunkvolle Frontansicht, dahinter ist jedoch manchmal ein einfaches Spitzdach oder Fensterfronten die zu keinem Raum führen.
Mit der St. Walburga Kirche entdecken wir das erste Gotteshaus.
Die römisch-katholische Kirche aus dem 17. Jahrhundert wurde von den Jesuiten im Barockstil erbaut. Auch heute noch wird sie aktiv genutzt und lohnt sich vor allem für Kunstliebhaber.
Etwas später zeigt uns Jos das Godshuis St. Josef. Was für ein besonderer und vor allem wenig überlaufener Ort mitten im Zentrum von Brügge. Auch hier gibt es eine kleine Kapelle – mich jedoch hat der Garten im Inneren der Wohnanlage verzaubert, und auch die Geschichte darüber, wie diese tollen Wohnungen geschützt werden, ist ziemlich spannend.
Kurz vor dem Rathaus von Brügge müssen wir absteigen.
Zu viele Menschen sind am Rathaus unterwegs – Jos will uns jedoch die besonderen Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum nicht vorenthalten. “Zwischen 10 und 17 Uhr kann es hier im Zentrum mal etwas voller werden” erklärt er uns. Wir finden jedoch einen Platz und erfahren einiges über das “STADTHUIS” von Brügge. Gebaut wurde es von 1376-1420. Aber auch in den letzten 600 Jahren gab es hier einige turbulente Zeiten.
Unsere Tour mit dem Fahrrad geht weiter. Kurz machen wir Halt in einem kleinen Garten unweit des Gruuthusemuseums. Hier haben wir einen tollen Blick auf das große Herrenhaus und die Liebfrauenkirche. Dort übrigens steht eine Madonnenfigur von Michelangelo. Wohl auch deshalb ist das Kirchenhaus sehr beliebt für Touristen in Brügge.
Übrigens: Unweit des Gruuthusemuseums gibt es eine steinerne Brücke. Vielen Touristen wird diese Brücke als die älteste der Stadt verkauft – dementsprechend hoch ist der Andrang. Wir jedoch erfahren, dass früher zahlreiche Brücken der Stadt aus Holz gebaut wurden – besonders alt kann die Brücke also nicht sein.
Auch auf dem Weg zu unserem nächsten Stop müssen wir immer mal wieder absteigen.
Der Beginenhof ist eine der wichtigsten Attraktionen der Stadt.
Während vor den Toren des Hofes zahlreiche Touristen mit Kutschen abgeholt werden oder mit ihren Selfie Sticks das beste Foto erhaschen wollen, bittet uns Jos um einen Besuch im Beginenhof. Nur 10 Meter hinter den Toren wird es plötzlich still. Bäume rascheln, eine Nonne hastet über den Platz und ich würde hier gerne länger verweilen.
Fotos sind im Innenbereich des Begijnhof nicht erwünscht. Im Zeitalter von schnellen Fotos wirkt der Verzicht wie eine kleine Auszeit von der Wirklichkeit.
Wir verlassen die trubelige Innenstadt und fahren am Kanal weiter. Hier ist kaum jemand unterwegs und so können wir auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel ein wenig Zeit aufholen.
Flandern – oder doch Holland, oder gar England?
Jos zeigt uns drei Windmühlen die ebenfalls schon ewig Teil des Stadtbildes von Brügge sind. Schon seit dem 13ten Jahrhundert wird hier Mehl gemahlen und eine dieser Windmühlen kann auch heute noch besichtigt werden. Ich jedoch höre auf, als unser Guide von “Little England” erzählt. In dem Stadtteil unweit der Windmühlen sieht es mancherorts tatsächlich wie im Land der Queen aus. Unsere Tour ist fast vorbei – ich habe unglaublich viele Ideen für meine nächste Touren in Brügge gesammelt. Vielleicht begleitet ihr mich dann ja wieder – auf einer Zeitreise?
Mehr Infos zur Stadttour mit dem Fahrrad findet ihr hier.