Flämische Meister, Flandern, Kirsten Lehnert

Auch das größte Genie guckt mal ab – Rubens-Schau Städel

Im Juni beginnt das große Barockjahr in Antwerpen. Doch schon jetzt könnt ihr euch mit dem vielleicht prominentesten Vertreter der Flämischen Meister und „Barockstar“ Peter Paul Rubens beschäftigen. Ab dem 8. Februar wird in Frankfurt im Städel Museum die Ausstellung „Rubens. Kraft der Verwandlung“ präsentiert. „Diese Ausstellung“, so meinte die Frankfurter Rundschau kürzlich, „wird in Frankfurt mit Sicherheit zum Publikumsmagneten des Jahres werden“. Auch ich kann euch diese Ausstellung nur wärmstens ans Herz legen: Sie ist sicher eine ideale Einstimmung auf das Themenjahr. Schließlich widmet sie sich einem eher wenig beachteten aber vielleicht einem der spannendsten Aspekte in Rubens‘ künstlerischem Werk: der Auseinandersetzung des Malers mit Quellen und Vorbildern.

Datierung: o. J.Material/Technik: Skulptur / weißer MarmorHöhe: 147 cmInventar-Nr.: MA562

Römisch, Der von Cupido gezähmte Kentaur, Département des Antiquités grecques, étrusques et romaines, Museé du Louvre, Paris © bpk / RMN – Grand Palais

Rubens, Peter Paul; Kentaur, von links, Italien, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Z 05888, Köln

Peter Paul Rubens (1577-1640), Kentaur von Cupido gezähmt, Um 1601/02, Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung, © Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_c016031

Zeitlebens orientierte sich Rubens an der Bildhauerkunst der Antike und der Renaissance. In Rubens’ umfangreichem Werk findet ihr auch Einflüsse späterer Kunst aus Italien und nördlich der Alpen, er machte dazu Anleihen bei den alten Meistern des ausgehenden 15. Jahrhunderts und bei seinen Zeitgenossen. Die Schau zeigt zugleich, dass es hierbei nicht um einfaches Abkupfern ging. „Aus diesen fremden Formeln entstehen eigene Ideen, die in rasch ausgeführte, erstaunlich modern anmutende Federzeichnungen einfließen und dann durch Ölskizzen ausgearbeitet werden“ so steht es auf der Website des Kunsthistorischen Museums Wien zur Ausstellung. „Damit eignet sich Rubens Schritt für Schritt die Kunst der Anderen in teils unerwarteter Weise an und machte sie zu seiner eigenen. Es entsteht ein riesiges Repertoire, aus dem er beständig Neues schöpft.“

Peter Paul Rubens, Selbstprotrait, Um 1638, © Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie, Wien © KHM-Museumsverband

An rund 100 Arbeiten – darunter 31 Gemälde und 23 Zeichnungen von Rubens – könnt ihr ablesen, wie tief Rubens in den Dialog mit Kunstwerken berühmter Vorgänger und Zeitgenossen eingetreten ist. Zugegeben, manchmal muss man schon genau hinschauen. Denn häufig ist der Bezug auf die Werke anderer Künstler unterschiedlicher Epochen erst auf den zweiten Blick erkennbar. Diese oft überraschenden Verbindungen könnt ihr in dieser Ausstellung im Detail nachvollziehen. Gezeigt werden Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Skulptur und Werke der angewandten Kunst. Neben Originalskulpturen von der Antike bis zur Renaissance sind auch Gemälde und Grafiken von Rubens’ Vorläufern und Zeitgenossen zu sehen, darunter Schlüsselwerke von Tizian und Tintoretto, von Goltzius, Rottenhammer und Elsheimer sowie von Giambologna, Van Tetrode und Van der Schardt.

Mit diesem direkten Vergleich von Vorbildern und Rubens-Werken erhaltet ihr in der Ausstellung einen faszinierenden Einblick in die Arbeits- und Denkweise des Künstlers, in seine Inspirationsquellen und überraschenden Motivverwandlungen, aber auch in das intensive Ringen um das richtige Format und die rechte Form. Am Ende dieser Verwandlungsprozesse stehen die Werke, die ihr vielleicht schon kennt, aber nun mit ganz anderen Augen betrachtet.

Rubens, Ecce Homo, vor 1612, © Rubenshaus Antwerpen

Bis zum 21. Mai habt ihr die Gelegenheit, Euch die „Kraft der Verwandlung“ in Frankfurt anzuschauen. Das Städel  Museum hat auf seiner Website  ein multimediales Digitorial eingestellt. Hier findet ihr noch eine Reihe ausgestellter Werke – mit informativen Texten, unterhaltsamen Tonaufnahmen und vielen Bildern. Noch mehr Rubens könnt ihr dann ab dem 1. Juniwochenende in Antwerpen sehen, erleben und genießen.

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