Zu Besuch in der Parkabtei Leuven
„(Nicht) von dieser Welt. Bilder von Abgeschiedenheit und Befreiung“ – so lautet der Name der Ausstellung, mit der das neue Museum PARCUM in der Parkabtei Leuven Ende Oktober eröffnet wurde. Nicht von dieser Welt scheint auch der Ort, an dem nun sakrale Schätze aus flämischen Klöstern und Abteien gezeigt werden: Es befindet sich im frisch restaurierten Westflügel der Parkabtei in Leuven, einer der schönsten und am besten erhaltenen Abteien Flanderns.
Wir haben einen Blick in die umfangreich sanierte mittelalterliche Anlage geworfen und sind noch ganz verzückt. Denn hier in der Parkabtei scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Das Kloster wurde seit 1129 ununterbrochen von den Norbertinern, wie die Prämonstratenser in Flandern und den Niederlanden genannt werden, bewohnt. Auch heute lebt hier noch eine kleine Zahl an Klosterbrüdern, die die Tradition des Gemeinschaftslebens und der pastoralen Arbeit fortsetzen. Die Klostergebäude und die Innenausstattung sind seit dem 17. Jahrhundert nahezu unverändert erhalten. Auf dem insgesamt 42 Hektar großen Gelände findet ihr nicht nur eine romanische Klosterkirche, ein monumentales Tor im klassizistischen Stil und einen kleinen Friedhof. Ihr könnt auch durch die großzügige Parkanlage mit ihren Alleen, Fischteichen und Wiesen wandeln. Große Teile der Klosteranlage waren lange wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen und wurden zur Eröffnung des Museum PARCUM nun wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Bauarbeiten gehen übrigens noch bis 2025 weiter. Wir sind schon sehr gespannt, wenn im nächsten Jahr die Kreuzgänge mit den wieder eingesetzten Glasfenstern fertig sind und wenn ab 2018 der Speisesaal und die prachtvolle Klosterbibliothek wieder in neuem Glanz erstrahlen.
Abgeschiedenheit und Befreiung
Doch zurück zu dem neuen Schmuckstück auf dem Abteigelände, dem Museum PARCUM. Es nennt sich selbst „Dialogmuseum für Religion, Kunst und Kultur“. Und es stimmt: Hier gibt es unendlich viel zu erzählen, schließlich verfügt die Abtei über einen ungemein reichen Schatz: eine Sammlung von über 1.200 Gemälden und anderen Kunstwerken aus flämischen Klöstern, Kirchen und Abteien. Diese spiegeln die reiche religiöse Kultur in Flandern in den letzten fünfzehn Jahrhunderten wider und werden nun in wechselnden Ausstellungen zu unterschiedlichsten Themen dem Publikum präsentiert. Die Eröffnungsausstellung „(Nicht) von dieser Welt. Bilder von Abgeschiedenheit und Befreiung“ widmet sich etwa der Frage, was jemanden dazu inspiriert, sich in eine Klostergemeinschaft zurückzuziehen und nach strengen Ordensregeln zu leben. Sie führt uns in die Welt der Mönche, Einsiedler und Eremiten und erforscht die Bedeutung der Abgeschiedenheit im religiösen Leben. Wir folgen den Gläubigen auf der Suche nach geistiger Befreiung. Manches sakrale Kunstwerk tritt hier erstmals aus der Geschlossenheit der flämischen Klöster und ermöglicht uns das religiöse Kulturerbe Flanderns hautnah zu erleben. Manchmal auch im Dialog mit Werken zeitgenössischer Kunst. Unser Tipp: Unbedingt ansehen. Wir waren nach dem Besuch jedenfalls tief beeindruckt. Nicht nur wegen der wunderschönen Abtei und des spannenden neuen Museums, sondern vielleicht auch wegen der Erkenntnis, dass die Suche nach Antworten auf existenzielle Fragen heute ebenso aktuell ist wie vor Jahrhunderten.