Brüssel, Flandern, Kirsten Lehnert, Kultur

Ein Museum für die Kultur 2.0

von Kirsten

Das MIMA in Brüssel

Kunst muss Spaß machen dürfen, finde ich. Und Museen sollten sowohl mit der Zeit als auch neue Wege gehen. Das betrifft nicht nur die Vermittlung, sondern vor allem auch die Inhalte. Gerade jetzt, wo sich so vieles um die Alten Meister dreht (die ich im Übrigen wunderschön finde), treibt mich manchmal die Sehnsucht nach etwas Modernem um, nach den Jungen Meistern und ihrer ganz besonderen Sicht der Welt, nach etwas total Anderem. Kennt ihr das? Das ist, wie wenn man nach einem scharfen Essen ein Stück (belgische) Schokolade essen will. Und das Museum, das ich euch heute vorstellen will, ist für mich so ein spannender Kontrast, so etwas wie der Street Art Smoothie nach einem üppigen Barock-Gericht. Ich spreche vom MIMA, dem Millennium Iconoclast Museum of Art. Es gehört nicht zu den Museums-Blockbustern in Brüssel, sondern eher zur Kategorie Geheimtipp.

Restaurant im MIMA Brüssel, © MIMA

Das europaweit einzigartige Museum will alte Zöpfe abschneiden, einfach mal was ganz anderes machen. Genau in diesem Sinne haben Michel und Florence de Launoit, Alice van den Abeele und Raphaël Cruytl vor ein paar Jahren das ambitionierte Museumskonzept entwickelt. In den Gemäuern der einstigen Belle-Vue-Brauerei im Stadtteil Molenbeek haben sie nun Raum geschaffen für „eine Kultur, die Barrieren niederreißt und ein breites Publikum erreicht, ein Museum, das die heutige Welt widerspiegelt und den Weg für die Welt von morgen ebnet“. Und so steht das MIMA seit April 2016 für eine wirklich ungewöhnliche Präsentation zeitgenössischer Kunst und eine – wie die Macher es selbst nennen – Kulturgeschichte 2.0. Es zeigt eine spannende Mischung urbaner, grafischer, musikalischer, sportlicher, künstlerischer und Geek-Kulturen, die ganze Palette  von Graffiti  bis Tattoo-Kunst.

Nomads Akay and Olabo FIAT 500, © MIMA

Das Museum will vor allem ein Podium für unterrepräsentierte Kunstformen bieten. Wundert euch also nicht, dass hier Computer-Hacken und Videogames zur Kunstform avancieren. Ein weiterer Schwerpunkt sind die verschiedenen Spielarten der Street Art. Und auch elektronische und „alternative“ Musik kommen nicht zu kurz. Neben einer Dauerausstellung mit zunächst 40 Kunstwerken bietet das Haus jährlich zwei Wechselausstellungen. Bis zum 26. April etwa könnt ihr noch im „Wonderland“ die Kunst der Rebellion entdecken und ein urbanes Abenteuer erleben. Die Künstler Akay & Olabo  laden dabei zu verbotenen Erkundungen an verlassenen Orten, in einem Ambiente aus Lagerhallen, leeren Bürogebäuden und stillgelegtem Holzlager. Von dem schwedischen Künstlerduo sind übrigens einige Kunstwerke auch permanent im MIMA zu sehen. So etwa die fröhlich vor sich hin rostenden FIAT 500 – einer davon schwebt in luftiger Höhe im Innenhof des Museum. Sehenswert und dauerhaft zu bestaunen sind aber auch die poppig-punkigen Illustrationen des belgischen Grafikdesigners Elzo Durt und nicht zuletzt die sitzende Fiberglas-Tomate des niederländischen Künstlers Parra. Seine Werke mit ihren klaren Linien und den reduzierten Farben im synthetischen Post-Pop-Stil sind sogar in Japan und in den USA ausgestellt.

© MIMA Brüssel

Am besten, ihr schaut Euch das Museum selbst einmal an. Spätestens nach einem Besuch im MIMA ist euch auch klar, dass in der Brüsseler Kulturlandschaft neben den Alten Meistern auch eine Reihe junger Wilder ihren Platz gefunden hat. Und danach vielleicht eine echte belgische Praline?

 

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