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Kulinarik

Flandern, Gent, Kirsten Lehnert, Kulinarik

Kim Devisschere – Back to the Roots

von Kirsten

Back to the Roots! Das sagte sich auch der junge belgische Sternekoch Kim Devisschere, nachdem er seine Kochkünste in den feinsten Restaurants erworben hatte. Das ganze Chi Chi, der ganze Trubel und vor allem die Atmosphäre und die Stimmung in den Sterne-Küchen waren nicht seine Welt. So entschied er sich, in Gent sein eigenes Restaurant aufzumachen, das „Roots“. Ich möchte euch den jungen Kitchen Rebell und seine Philosophie hier vorstellen.

Die Kitchen Rebels

Kim ist einer von mittlerweile über 50 Kulinarik-Rebellen, den jungen flämischen Spitzenköchen, die mit ihren kleinen, feinen Restaurants althergebrachte Konventionen der Haute Cuisine auf den Kopf stellen. Sie pfeifen auf piekfeine Kellner, luxuriöse Einrichtung, winzige Portionen für viel Geld. Stattdessen zeigen sie, dass es auch anders geht. Die „jungen Wilden“ bieten hervorragende Küche und tolle Geschmackserlebnisse in lässig-gediegenem Ambiente zu erschwinglichen Preisen. 

Kim Devisschere

Das Roots

In der Vrouwebroersstraat 5, einem der verwinkelten Gässchen des Genter Altstadtviertels Patershol, eröffnete Kim Devisschere im Januar 2016 das „Roots“. Aus dem Stand erhielt er dafür 14 Punkte im Gastroführer Gault & Millau. Da blieb keine Zeit zum Feiern, erinnert sich Kim heute. Schließlich sind die nur 25 Plätze in dem kleinen Lokal fast immer besetzt. Kein Wunder! Kim bietet das, was man neuzeitlich wohl „ehrliches Essen“ nennt: Fein angerichtete, kulinarisch raffinierte Gerichte, die aber zugleich absolut bodenständig sind und zu einem fairen Preis auf den robusten Holztisch kommen. Davon, dass hier nur frische Zutaten in Topf und Pfanne kommen, könnt ihr Euch bei einem Besuch sogar selbst überzeugen: Kim und sein junges Team lassen sich beim Arbeiten in der offenen Küche zuschauen.

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Antwerpen, Flämische Meister, Flandern

Handwerk trifft Barock – Genusstour zum Barockjahr in Antwerpen

Wollt ihr mal ganz tief in die Epoche des Barock eintauchen? Dann seid ihr in Antwerpen genau richtig. Hier findet ihr nämlich nicht nur die barocken Klassiker, wie üppig ausgestattete Kirchen mit kunstvoll bemalten Decken und prachtvollen Verzierungen, dazu unzählige Werke der Alten Meister – allen voran natürlich Rubens. In diesem Jahr, wo das große Barockfestival „Antwerp Baroque 2018. Rubens inspires” gefeiert wird, gibt es dazu eine Reihe von Ausstellungen und Events, bei denen ihr eine ordentliche Portion barocker Lebensart genießen könnt. Das Barockjahr wurde am ersten Juniwochenende mit einem großen Barockfest eröffnet. Ich will euch heute aber noch verraten, wie ihr euch die Epoche auch so richtig auf der Zunge zergehen lassen könnt. Denn nicht nur Künstler, sondern auch Antwerpener Handwerker, darunter Bäcker, Metzger, Käser, Brauer, Teekenner, Brennereien, Chocolatiers und Keksbäcker, haben sich vom Barock inspirieren lassen und huldigen dem Meister mit Sonderausgaben ihrer Produkte. Vielleicht begleitet ihr mich auf meinem kleinen aber genussvollen Streifzug?

Bakkerij Goossens, Patrick Goossens, © Jonathan Ramael

Beginnen wir in der Korte Gasthuisstraat 31. Hier hat die Bäckerei Goossens, eine wahre Institution in Antwerpen, ihren Sitz. Die Bäckermeister ließen sich von Rezeptbüchern aus dem 17. Jahrhundert inspirieren und haben nun passend zum Themenjahr ein barockes Brot mit zugehörigem Brotbeutel auf den Markt gebracht. Dass Barock wirklich reine Geschmackssache ist, das stellt auch der Käser Van Tricht unter Beweis.

Stadsbrouwerij De Koninck, © Stillmation.photography

Passend zu dem Traditionsbier „Tripel d’Anvers“ von De Koninck kreierte Van Tricht eine köstliche Käsekugel. Die legendäre Antwerpener Stadtbrauerei auf dem Mechelsesteenweg 291 kann ich Euch auch wärmstens ans Herz legen. De Koninck bekennt im Barockjahr übrigens auch Farbe und entwickelte für das Tripel d’Anvers eine Sonderpackung mit vier Flaschen – sozusagen ein Four-Pack – gestaltet in den Farben und im Stil des Barockfestivals. Passend zum Bier bietet der Butcher’s Store (ein cooler Laden auf dem Gelände der Stadtbrauerei in der Boomgaardstraat 1/3) eine barocke Bierwurst an. Hergestellt wird sie ebenfalls nach einem alten flämischen Rezept mit Zeeuws-Vlaams (seeländisch-flämischem) Duroc-Schweinefleisch; und natürlich auch authentisch zubereitet: auf Eichen- und Buchenholz geräuchert und anschließend getrocknet.

Dass es im Barock nicht nur deftig zuging, das freut sicher auch die Teeliebhaber unter Euch. Vielleicht probiert ihr mal den Rosenknospentee oder den Blütentee von Lulin. Diese beiden Sorten ihres Tee-Sortiments haben Hans Verhoosel und Amy Gallagher speziell für Antwerpen Baroque 2018 neu gemischt. Wie alle Tees von Lulin werden auch diese Teesorten traditionell hergestellt: handverlesen und von Hand verarbeitet. An die Kaffeefans ist natürlich auch gedacht: Der Antwerpener Kaffeespezialist Rombouts entwickelte speziell für Antwerp Baroque 2018 eine Rubens-Kaffeemischung. Einen ganz besonderen Leckerbissen verspricht der Chocolatier Jitsk, den ihr ebenfalls in der Boomgaardstraat  findet. Der Gault Millau nannte ihn schon 2016 eine kulinarische Entdeckung und seine Schokoladen und seine handgemachte Eiscreme sind ohnehin Kult in Antwerpen. Jetzt setzt er mit seinem Schokoladenriegel „Rubensreep“ mit den vollen Aromen von Gewürzen und getrockneten Früchten noch einen drauf.

A. Snijders, Fr Stilleven, Cokeryen, © KBC, Rockoxhuis Antwerpen

Dass Essen im Barock eine große Rolle spielten, davon könnt ihr euch übrigens auch in einer der Ausstellungen ein Bild machen. Die erste Ausstellung im neueröffneten Snijders&Rockox Haus ist nämlich ganz der Kochkunst gewidmet. Unter dem Titel „Cokeryen” zeigt der Foodfotograf Tony Le Duc ab Ende September, dass Grundnahrungsmittel durchaus Kunst sein können – eine Gabe, über die vor ihm auch schon der Barockmaler Frans Snijders verfügte. (Und dass mit der Ausstellung von Paul Koiker im Fotomuseum auch die Auswirkungen barocker Genusskultur zu sehen sind, sei hier nur am Rande -und auch mit einem Augenzwinkern erwähnt.)

Aber zurück zu den Geschmackssachen. Oder seid ihr schon satt? Ich hätte da nämlich noch die berühmtesten Kekse der Stadt. Die „Antwerpse handjes“ (Antwerpener Hände) bekommt ihr nun in einer limitierten barocken Variante, verpackt in einer personalisierten Schachtel. Apropos Gestaltung: Dass das Barock faszinierende Formen hervorgebracht hat, ist ja hinlänglich bekannt. Wie modernes Design inspiriert vom historischen Barock aussehen könnte, darüber haben sich Studierende der Königlichen Akademie für Schöne Künste ihre kreativen Gedanken gemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sechs einzigartige Designs zieren nun Produkte vom T-Shirt bis zum Turnbeutel. Und auch die drei Juweliere von Antwerpen‘s Most Brilliant haben sich ein barockes Beispiel – etwa an den Engeln aus Rubens „Die Verkündigung“ – genommen und entwarfen speziell für das Barockfestival elegante und extravagante Schmuckstücke.

Die barocken Antwerpener Regionalprodukte findet ihr ab sofort im Antwerpener Stadtladen, in den Museumsläden und in der Pop-up-Bar „Baroque“ (Nationalestraat 45). Und wenn ihr euch nach all dem Genuss noch etwas bewegen wollt: Vielleicht folgt ihr dann einfach den Spuren von Rubens durch die Stadt? Das sind schließlich ganz schön viele.

Antwerpse Handjes, © Jan Crab

 

Antwerpen, Brüssel, Flandern, Gent, Kirsten Lehnert, Kulinarik, Leuven

Wim Ballieu – der Meister der belgischen Streetfood-Kultur

von Kirsten

Warum heißen Pommes Frites im Englischen eigentlich „French Fries“? Das ist Wim Ballieu vollkommen unverständlich. Wenn überhaupt müssten sie „Belgian Fries“ heißen, meint er. Stimmt, würde ich hinzufügen, denn nirgendwo sonst wird die Fritten-Kultur so gelebt wie in Belgien. Fritten sind sowas wie der Streetfood Inbegriff. Und in Flandern gibt es einen Koch, der ist so etwas wie der Streetfood-Bocuse (wenn man dann schon Frankreich ins Spiel bringen will). Grund genug, ihn hier einmal genauer vorzustellen.

Der Balls & Glory Foodtruck im Einsatz

Für den 36-jährigen Küchenchef sind Pommes Frites zwar Streetfood (und das schon lange bevor es den Namen überhaupt gab), aber eben kein Fast Food, sondern Ausdruck einer ausgeprägten Genusskultur. Authentisch, natürlich, handgemacht und in Ruhe zubereitet – also eigentlich sogar Belgian Slow Food. Das ist die Mission von Wim. Er liebt Fritjes, hat sich aber auf eine andere Spezialität verlegt: Seit 2012 bereitet er in seinen Restaurants und seinem eigenen Streetfood-Truck einfache, schmackhafte flämische Gerichte in einem neuen Gewand zu. Vergesst alle die Fleischbällchen, die ihr je an irgendwelchen Automaten gezogen habt.

Und seid gespannt auf einen unvergleichlichen Genuss: „Balls & Glory“ (der Name ist Programm!) könnt ihr in Gent, Antwerpen, Brüssel und Leuven und am Food-Truck kosten, der bei diversen Stadtfesten Station macht. (Termine)

In Video erklärt Wim genauer, welche Philosophie dahinter steckt. Seine Großeltern betrieben einen Bauernhof, seine Eltern eine Metzgerei. Wim wollte etwas Neues machen, etwas Moderneres, wie er sagt, und lernte Kochen auf hohem Niveau. Doch der ausgebildete Profikoch verabschiedete sich schnell wieder von der exklusiven Gastronomie und besann sich auf seine Wurzeln: Für ihn darf gutes Essen eben nicht elitär sein. Im Gegenteil: „Gutes Essen ist ein Grundrecht“, sagt er. Und so machte es sich Wim zum Ziel, ein Stück Farm der Großeltern in die pulsierenden Städte Flanderns zu bringen. Streetfood, so sagt Wim Ballieu, gibt es ja eigentlich seit es Straßen gibt. „Ich möchte einfach eine Kultur auf die Straße bringen – eine Kultur, die mehr zu bieten hat, als man denkt: Esskultur“. Und das gelingt ihm ziemlich gut. Wer schon mal bei ihm gegessen hat, der weiß, was ich meine: Seine handgemachten Fleischbällchen sind einfach Kult!

Vier Sorten gibt es jeden Tag zur Auswahl. Auch hier legt Wim die Messlatte hoch. Er verwendet nur frische Zutaten aus der Region und hat natürlich auch vegetarische Bällchen im Angebot. „Wir leben und kochen mit den Jahreszeiten“, erklärt Wim Ballieu. Jedes Jahr kreiert er neue Kollektionen mit den saisonalen Produkten: Die Füllungen reichen von klassischen Varianten wie „Tomate“ oder „Liegeoise“ bis zu eher ungewöhnlichen Kombinationen wie „schwarze Oliven & Anchovies“ oder mit getrockneten Tomaten, Chicorée oder Apfelkompott – Wims persönlicher Favorit ist übrigens das Rhabarber-Bällchen.  Egal, womit die Bällchen gefüllt sind, jedes wird 27 Minuten im Heißluftofen gebacken – auch eine Version von Fast Food in der Slow-Food-Ausführung.

Also, nichts wie hin und bei Eurem nächsten Flandern-Trip und Balls & Glory genießen! Und wenn ihr dann noch nicht satt seid, dann könnt ihr ja – so der Tipp von Wim – nur wenige Häuser entfernt von der Brüsseler Dependance des Balls & Glory die French Fries im „Fritland“ probieren. Man munkelt, das seien die besten in ganz Belgien. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte …

Wim isst belgische Fritjes am liebesten aus der Tüte.

Flandern, Kirsten Lehnert, Kulinarik, Leuven

The place to beer – Ein Prost auf Leuven!

von Kirsten

Die Stadt mag klein sein, aber in Sachen Bier ganz groß! Nur rund 100.000 Menschen leben in Leuven, 20 Kilometer östlich von Brüssel, aber in ihren Adern – so denke ich – muss gelbes Blut fließen. Schließlich kommt man in der heimlichen Bierhauptstadt der Welt am Genuss von Gerstensaft kaum vorbei. Gerade im April ist es wohl schier unmöglich, denn dann ist Leuven wieder „the place to beer“! Und den möchte ich heute hier vorstellen.

Jedes Jahr pilgern Bierfans aus aller Welt nach Flandern. Und das zu Recht, denn an den Bierwochenenden in Leuven (die hießen bis letztes Jahr „Biermonat Leuven“) kann man belgische Braukunst bis zum Abwinken genießen. Ihr könnt große Bierevents besuchen oder an Kneipentouren, Bier-Wanderungen, Seminaren und Verkostungen teilnehmen und bekommt einen Eindruck von der Vielfalt und Geschichte der belgischen Biere. Und die ist weltweit einzigartig – nicht umsonst hat die UNESCO das belgische Bier im Dezember 2016 auf die Liste des Immateriellen Weltkulturerbes gesetzt.

© Tim Buelens

Den Auftakt der Bierwochenenden bildet am 14. und 15. April das  Leuven Innovation Beer Festival. Hier stellen die Handwerker unter den Braumeistern ihre Craft-Biere vor. Wie der Name schon sagt, kommen hier vor allem Liebhaber von innovativen Bieren – egal ob es sich um die Herstellung, die verwendete Technik oder sogar nur um die Verpackung geht – auf ihre Kosten. Schon der Veranstaltungsort ist eine Pilgerstätte für Bier-Fans: Das Event findet in der alten Brauerei De Hoorn statt – dort wo vor fast 100 Jahren das erste Stella-Bier gebraut wurde (Stella-Artois gehört übrigens heute zu Anheuser-Busch InBev, der weltgrößten Brauereigruppe, die ihren Sitz ebenfalls in Leuven hat). Weiterlesen …

Brügge, Flandern, Kirsten Lehnert, Kulinarik

Dominique Persoone, der etwas andere Chocolatier

Dominique Persoone mit Chocolate shooter, © milo profi
Ein Schuss Schokolade

Manchmal geht Liebe durch die Nase – das sagte sich wohl auch Dominique Persoone, einer der angesagtesten Chocolatiers in ganz Belgien. Mit seinem eigens für die Rolling Stones angefertigten Chocolate-Shooter hat er sich im wahrsten Sinne des Wortes in die oberste Liga der flämischen Genusshandwerker katapultiert. Diese ungewöhnliche Maschine schießt dem Benutzer feinen Schokoladenstaub direkt in die Nase. Ich will Euch den Rockstar unter Flanderns Chocolatiers und Erfinder zahlreicher weiterer ungewöhnlicher Kreationen hier vorstellen. Aber Vorsicht! Ich warne hier schon vorab ausdrücklich: Die Lektüre dieses Artikels kann nicht nur zu unkontrolliertem Speichelfluss und Heißhunger auf Pralinés und andere edle Kakao-Naschereien führen, sondern auch zu einer spontanen Reise in die Schokoladenhauptstadt Brügge!

Dominique Persoone – Schoko-Rock ‘n Roll

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Gent, Kulinarik, Städte/Regionen

Das Veggie-Paradies Gent

Wusstet ihr, dass der Veggie-Thursday aus Flandern stammt?

Gent war die weltweit erste Stadt, die sich im Jahr 2009 mit der Einführung eines fleischfreien Tages offiziell für die Reduktion des Fleischkonsums stark gemacht hat. Viele Restaurants in Gent haben diesen Impuls aufgenommen. Gent ist heute der Bio-Himmel (nicht nur für Vegetarier) und hat sich zur europäischen Veggie-Hauptstadt entwickelt. An beinahe jeder Ecke könnt ihr hier erleben, wie trendy fleischfreier Genuss sein kann: Neben Dutzenden fleischfreien Restaurants findet ihr eine Reihe von Bio-Läden und einen richtigen Bio-Supermarkt. Mit einem eigenen Veggieplan findet man leicht dort hin. Wer doch nicht ganz auf Fleisch verzichten möchte, sollte den köstlichen Ganda-Schinken aus Gent probieren…. Weiterlesen …