Browsing Tag

Brügge

Antwerpen, Brügge, Flandern, Gent, Kulinarik

Von der Bohne zur Praline

Pralinen von Dominique Persoone

Reisejournalist Ben Roelants hat sich auf den Weg gemacht um herauszufinden was an Schokolade und Pralinen aus Belgien so besonders ist. In Brügge trifft er Julius Persoone, Spross des wohl berühmtesten belgischen Chocolatiers Dominique Persoone, und lässt sich durch die familiengeführte Schokoladenfabrik führen. Weiter geht es nach Antwerpen. Hier kann man in The Chocolate Nation alles Wissenswerte über Belgische Schokolade erfahren: Von der Herkunft und Verarbeitung der Bohnen über die Erfindung der Praline in Brüssel bis zur Entdeckung der pinken Ruby-Schokolade. Die Reise endet in Gent beim Meisterpatissier und -Chocolatier Joost Arijs, der Ben in seine Philosophie der Süßspeisen-Kreation einführt. Eine kulinarische Städtereise auf die ich euch in diesem Video gerne mitnehmen möchte.

Belgische Schokolade im Netz

Hat Ben euch Lust auf Belgische Schokolade und Pralinen gemacht? Hier habe ich euch ein paar Links zum Nachlesen zusammengestellt:

The Chocolate Line von Dominique Persoone und Sohn Julius https://www.thechocolateline.be/en/

Chocolate Nation – das größte belgische Schokoladenmuseum der Welt https://www.chocolatenation.be/de

Joost Arijs, Patissier und Chocolatier mit Auszeichnung https://joostarijs.be/

Flämische Meister, Flandern, Gent, Kirsten Lehnert

Der Genter Altar – zum Anbeten schön

von: Kirsten Lehnert

Eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Genter Altar noch gibt. In der gesamten europäischen Kunstgeschichte wurde wohl kein anderes Meisterwerk so oft auseinandergerissen und verschleppt: Seit seiner Aufstellung im Jahr 1432 war der Genter Altar Opfer von gleich dreizehn Verbrechen und sieben Diebstählen. Hier nur die Kurzfassung: Er wurde während des „Bildersturms“im Jahr 1566 beinahe zerstört, während der Französischen Revolution konfisziert und seine Paneele wurden zweimal gestohlen. Napoleon war der Erste, der Teile des Altars aus dem Land entführen ließ. Rund 100 Jahre lang schmückten sich Berliner Museen mit den Flügeln des Genter Altars bis die Gemälde nach dem Ersten Weltkrieg wieder nach Gent zurückgegeben wurden.

Während des 2. Weltkriegs waren es dann die Nazis, die den in Südfrankreich versteckten Altar und zahlreiche andere Kunstschätze aus ganz Europa für das geplante Führermuseum raubten und ins Salzbergwerk von Altaussee wegsperrten. Nur dem beherzten Eingreifen einer kleinen Gruppe stiller Helden ist es zu verdanken, dass der Kunstschatz vor dem Eintreffen der Alliierten nicht gesprengt wurde und dass die Amerikaner den Altar finden und wohlbehalten wieder zurückgeben konnten.

Diese wahre Geschichte bildet den Stoff für den Spielfilm „Monuments Men“ von und mit George Clooney. Bis auf eine Tafel, die seit bald 100 Jahren verschwunden ist, sind alle Teile längst wieder vereint. Diese Tatsache allein würde schon ausreichen, um den Genter Altar richtig zu feiern. Aber da war ja auch noch die umfangreiche Restaurierung, bei der die Experten nicht nur Patina entfernt, sondern auch bisher Verborgenes wieder sichtbar gemacht haben. Große Teile des Gemäldes waren nämlich im 17. Jahrhundert übermalt worden – eine damals übliche Art ein Gemälde zu restaurieren. So werden ab 2020, beim letzten der drei Themenjahre „Flämische Meister 2018-2020“, nicht nur Jan van Eyck und sein Meisterwerk gefeiert und gewürdigt, es gibt auch viel Neues zu sehen.

Ein umfangreiches Jubiläumsprogramm mit vielen Highlights

Ich kann gar nicht alles aufzählen, was vor allem in Gent, aber auch in Brügge, wo van Eyck lange gelebt hat, auf die Beine gestellt wird: Bedeutende Ausstellungen und Angebote, die das Werk und Leben von van Eyck in vielen Facetten anschaulich machen (eine Übersicht und aktuelle Infos  findet Ihr hier. Aber ich kann Euch schon mal einen Vorgeschmack geben.

Wie van Eyck die Malerei revolutionierte

Portrait of a Man in a Turban, Jan van Eyck, Google Cultural Institute

Mit Jan van Eyck steht nun nach dem Barockmaler Rubens und Pieter Bruegel ein weiterer herausragender Künstler im Fokus: der Erfinder oder zumindest der Perfektionierer der Ölmalerei. Mit seiner unübertroffenen Technik, seinen wissenschaftlichen Kenntnissen und seiner einzigartigen Beobachtungsgabe hat er die Ölmalerei revolutioniert. Und er hat als Begründer der altniederländischen Malerei eine neue Kunstepoche nördlich der Alpen eingeleitet. Durch seine Farbwahl und durch den neuartigen Firnis erstrahlten seine Bilder im Gegensatz zu den damals sonst üblichen matten Tempera-Bildern in ganz besonderem Glanz. Und nie zuvor hatte ein Maler die Wirklichkeit so greifbar gemacht.

Zum Anbeten schön

Im Mittelpunkt des Themenjahres steht natürlich das von Jan und seinem Bruder Hubert van Eyck geschaffene prachtvolle Altargemälde, das 4,4 mal 3,4 Meter misst und als einer der schönsten Kunstschätze der Welt gilt. Vielleicht kennt ihr das weltberühmte Motiv, die Anbetung des Lamm Gottes? Für mich persönlich ist es das schönste Lamm der Kunstgeschichte. Die singenden Engel finde ich aber ebenso zauberhaft. Aber es gibt ja noch so viel mehr zu entdecken, denn selbst wenn die Altarflügel geschlossen sind, kann man allein acht Tafeln sehen.

Eine optische Revolution

Die restaurierten Außentafeln könnt ihr ab Februar in der Ausstellung „Jan van Eyck. Eine optische Revolution“ im Museum für Schöne Künste in Gent aus nächster Nähe bestaunen. Die Tafeln werden hier im Kontext mit weiteren Werken von van Eyck präsentiert – eine einzigartige Gelegenheit, denn weltweit gibt es nur rund 20 Bilder des Künstlers und über die Hälfte davon kommt nach Gent. Ich bin sicher: So viel van Eyck gibt’s so schnell nicht wieder.

Nach der Ausstellung werden die Tafeln wieder mit dem Rest des Altars in der St.-Bavo-Kathedrale vereint. Dort ist er noch bis Anfang Oktober in der Villa-Kapelle zu sehen. Danach zieht er innerhalb des Gotteshauses in das neue Besucherzentrum um, wo er in einem völlig neuen Rahmen präsentiert wird. Hier könnt ihr dann in die Geschichte und die vielen spannenden Geschichten des Meisterwerks eintauchen Es gibt also das ganze Jahr über die Gelegenheit zum Anbeten oder einfach nur Anschauen des neuen alten Altars.  

Brügge, Flandern, Kulinarik

Von Haute Cuisine bis Hausmannskost: Gregory Slembrouck

Er liebt den Duft von frisch gebackenem Brot und den Geschmack von Kreuzkümmel und hat bereits mit großen Köchen in der Küche gestanden: Gregory Slembrouck, Küchenchef im „Le Mystique“ in Brügge und einer der Flandern Kitchen Rebels. Zugegeben, er sieht alles andere als rebellisch aus. Aber er mischt, wie die anderen Mitglieder dieses Netzwerks junger Küchenchefs, derzeit die Gastroszene in Flandern auf. Ich wollte wissen, was Gregorys Küche so besonders macht, und habe dem 32-Jährigen in die Töpfe und auf die Teller geschaut.

Wer durch die Gassen der Brügger Innenstadt läuft, findet in einer ruhigen Seitenstraße, in der Niklaas Desparsstraat, das edle 4-Sterne-Hotel „Heritage“ mit dem „Le Mystique“ im Erdgeschoss. Der herrschaftliche Wohnsitz aus dem 19. Jahrhundert liegt nur einen Häuserblock nördlich vom trubeligen Marktplatz. So nobel wie das Hotel ist auch das Restaurant.  In diesem ebenso stilvollen Ambiente bewirtet Gregory seine Gäste. Und die kommen nicht nur aus dem Hotel, sondern auch von weiter weg. Schließlich hat sich der junge Küchenchef längt einen Namen in der Gastroszene über die Stadtgrenzen von Brügge hinaus gemacht. Wer in seinem Lokal einen Tisch bekommen möchte, sollte also unbedingt reservieren. Seit einigen Jahren ist das „Le Mystique“ auch vom Guide Michelin mit zwei Gabeln ausgezeichnet: „Qualitätsprodukte fachkundig zubereitet: einfach ein gutes Essen!“. Und der Michelin-Tester war – ebenso wie ich – schon von dem Flair des Restaurants begeistert: „Ein Abendessen im Le Mystique beginnt immer mit einem bewundernden Blick auf die ausgesprochen opulente und elegante geschichtsträchtige Dekoration“.

Unter den prachtvoll gestalteten Stuckdecken und funkelnden Kronleuchtern, zwischen den rot-grünen Wänden sitzt man hier auf samtroten Stühlen an mit bodenlangen Tischtüchern festlich gedeckten Tischen. Historisch, klassisch, gediegen, aber so farbenfroh, dass es zugleich auch modern wirkt. Das gilt auch für die Kreationen von Gregory Slembrouck, der mit einer eindrucksvollen Leichtigkeit und Bescheidenheit am Werk ist. Aber solch edles Ambiente ist dem Kitchen Rebel nicht neu, hat er doch zuvor im Sterne-Restaurant „Ter Leepe“ in Zedelgem gelernt, wie man Produkte und Geschmacksrichtungen spannend kombiniert. Und wie man Gerichte so kunstvoll anrichtet.

 „Ich kombiniere gerne erlesene regionale Zutaten und das Beste aus der belgischen Küche mit Aromen aus der ganzen Welt“, verrät er mir. Er zaubert die ungewöhnlichsten Gerichte, mal orientalisch oder asiatisch mit belgischem Touch, mal Hausmannkost mit edlem Wein. Und so serviert er etwa gebratene Langustine mit Pastinake und weißer Schokolade oder Huhn mit Schwarzwurzel und Trüffelsoße. Da ihm Frische und Qualitätsprodukte ganz wichtig sind, variieren seine Menus (die aus sieben Gängen bestehen) und seine A-la-carte-Gerichte je nach Jahreszeit. Gemüse, Fisch und Fleisch kauft er jeden Tag selbst ein. Und die Steinpilze sammelt er eigenhändig im Wald.  

Kaum zu glauben, dass der Grundstein für seine Karriere bereits vor rund zwanzig Jahren gelegt wurde: Als Dreizehnjähriger sollte er nach der Schule nicht allein zu Hause bleiben und ging daher jeden Mittag in das Restaurant seines Cousins. Schon nach kurzer Zeit stand sein Berufswunsch fest. Sein erstes selbstgekochtes Gericht, so verrät er, waren Spaghetti. Die kocht Gregory Slembrouck übrigens auch heute noch nach dem gleichen traditionellen Rezept und immer noch mit großer Begeisterung – die auch seine Gäste teilen. Ein Kitchen Rebell kann auch ganz schön bodenständig sein.

Mein Tipp: Wer es nicht ins „Mystique“ schafft, hat jedes Jahr im September die Gelegenheit, zumindest eine Kostprobe zu genießen. Beim Food-Festival Kookeet zeigen Küchenchefs aus Brügge, was sie auf der Pfanne oder im Topf haben. Auch Gregory Slembrouck beteiligt sich an der Aktion.

Brügge, Flandern, Janett Schindler, Kultur

Mit dem Fahrrad durch das historische Brügge

von Janett Schindler

Brügge. Die Hauptstadt von Westflandern und einst Zentrum der Macht. Als Hafen- und Handelsstadt machte sich “Brugge” im Mittelalter einen Namen und erarbeitete innerhalb kurzer Zeit einen großen Reichtum. Auch heute noch ist dieser in der Stadt zu sehen. Vor allem Kirchen waren in der damaligen Zeit ein wichtiges Zeichen für Wohlstand – wohl auch ein Grund, warum in Brügge rund 30 Kirchen erbaut wurden. Auch der Belfried und das Rathaus sowie eine Vielzahl von Häusern aus dem späten Mittelalter zeugen von der erfolgreichen Geschichte der Stadt.

Nicht alle Sehenswürdigkeiten und Kirchen befinden sich direkt im Stadtkern von Brügge

Eine praktische Möglichkeit, um in kurzer Zeit eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten von Brügge zu entdecken, ist eine Tour mit dem Fahrrad.

Meine Tour startete in einer ruhigen Seitenstraße bei Quasimundo Bike Tours – einem der bekanntesten Radtour Unternehmen in Brügge. Der Guide Jos Teughels lebt selbst in Brügge und entführt uns in gut 2 ½ Stunden in ein ganz besonderes Brügge abseits der Touristenströme. Die Tour ist in leicht verständlichem Englisch und auch mit dem gefürchteten Kopfsteinpflaster habe ich an diesem Tag und dem guten Fahrrad keine Probleme.

© Janett Schindler

Auch meine Angst, die Gruppe aus den Augen zu verlieren, bewahrheitet sich nicht. Mit regelmäßigen Stopps hält Jos uns immer beisammen und gibt uns einen spannenden Einblick in die Architektur und die “kleinen Kniffe und Tricks” der damaligen Architekten. So haben einige Häuser in Brügge zwar eine prunkvolle Frontansicht, dahinter ist jedoch manchmal ein einfaches Spitzdach oder Fensterfronten die zu keinem Raum führen.

Mit der St. Walburga Kirche entdecken wir das erste Gotteshaus.

© Janett Schindler

Die römisch-katholische Kirche aus dem 17. Jahrhundert wurde von den Jesuiten im Barockstil erbaut. Auch heute noch wird sie aktiv genutzt und lohnt sich vor allem für Kunstliebhaber.

Etwas später zeigt uns Jos das Godshuis St. Josef. Was für ein besonderer und vor allem wenig überlaufener Ort mitten im Zentrum von Brügge. Auch hier gibt es eine kleine Kapelle – mich jedoch hat der Garten im Inneren der Wohnanlage verzaubert, und auch die Geschichte darüber, wie diese tollen Wohnungen geschützt werden, ist ziemlich spannend.

Kurz vor dem Rathaus von Brügge müssen wir absteigen.

Zu viele Menschen sind am Rathaus unterwegs – Jos will uns jedoch die besonderen Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum nicht vorenthalten. “Zwischen 10 und 17 Uhr kann es hier im Zentrum mal etwas voller werden” erklärt er uns. Wir finden jedoch einen Platz und erfahren einiges über das “STADTHUIS” von Brügge. Gebaut wurde es von 1376-1420. Aber auch in den letzten 600 Jahren gab es hier einige turbulente Zeiten.

© Janett Schindler

Unsere Tour mit dem Fahrrad geht weiter. Kurz machen wir Halt in einem kleinen Garten unweit des Gruuthusemuseums. Hier haben wir einen tollen Blick auf das große Herrenhaus und die Liebfrauenkirche. Dort übrigens steht eine Madonnenfigur von Michelangelo. Wohl auch deshalb ist das Kirchenhaus sehr beliebt für Touristen in Brügge.

© Janett Schindler

Übrigens: Unweit des Gruuthusemuseums gibt es eine steinerne Brücke. Vielen Touristen wird diese Brücke als die älteste der Stadt verkauft – dementsprechend hoch ist der Andrang. Wir jedoch erfahren, dass früher zahlreiche Brücken der Stadt aus Holz gebaut wurden – besonders alt kann die Brücke also nicht sein.

Auch auf dem Weg zu unserem nächsten Stop müssen wir immer mal wieder absteigen.

 Der Beginenhof ist eine der wichtigsten Attraktionen der Stadt.

Während vor den Toren des Hofes zahlreiche Touristen mit Kutschen abgeholt werden oder mit ihren Selfie Sticks das beste Foto erhaschen wollen, bittet uns Jos um einen Besuch im Beginenhof. Nur 10 Meter hinter den Toren wird es plötzlich still. Bäume rascheln, eine Nonne hastet über den Platz und ich würde hier gerne länger verweilen.

Vor dem Beginenhof in Brügge, © Janett Schindler

Fotos sind im Innenbereich des Begijnhof nicht erwünscht. Im Zeitalter von schnellen Fotos wirkt der Verzicht wie eine kleine Auszeit von der Wirklichkeit.

Wir verlassen die trubelige Innenstadt und fahren am Kanal weiter. Hier ist kaum jemand unterwegs und so können wir auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel ein wenig Zeit aufholen.

© Janett Schindler

Flandern – oder doch Holland, oder gar England?

Jos zeigt uns drei Windmühlen die ebenfalls schon ewig Teil des Stadtbildes von Brügge sind. Schon seit dem 13ten Jahrhundert wird hier Mehl gemahlen und eine dieser Windmühlen kann auch heute noch besichtigt werden. Ich jedoch höre auf, als unser Guide von “Little England” erzählt. In dem Stadtteil unweit der Windmühlen sieht es mancherorts tatsächlich wie im Land der Queen aus. Unsere Tour ist fast vorbei – ich habe unglaublich viele Ideen für meine nächste Touren in Brügge gesammelt. Vielleicht begleitet ihr mich dann ja wieder – auf einer Zeitreise?

Mehr Infos zur Stadttour mit dem Fahrrad findet ihr hier.

Brügge, Flandern, Janett Schindler, Kultur

Das Gruuthusemuseum – in drei Jahrhunderten durch Brügge

Blick auf das Gruuthusemuseum und die Kathedrale

von Janett Schindler

Brügge bietet viele spannende Orte, die es zu entdecken gilt. Mehr als 30 Kirchen (rund die Hälfte davon in der Altstadt), zahlreiche Museen, Kunstausstellungen und beeindruckende Plätze verführen so manchen Touristen zum Verweilen. Nicht erst „Brügge sehen und sterben“ hat zahlreiche Gäste in die Stadt in Flandern gelockt. Die Kombination zwischen schmucken alten Häusern und ansehnlichen Grachten ist einfach sehenswert.

Seit Mai 2019 hat Brügge ein weiteres Highlight.

Zentral gelegen könnt ihr eine Zeitreise in das Mittelalter von Brügge erleben. Das Gruuthusemuseum – das kann ich vorab schon verraten – lässt nicht nur Kunstfans und Zeitreisende wie mich begeistert zurück.

Blick aus dem Gruuthuse Museum, © Janett Schindler

Rund 5 Jahre war das Gruuthusemuseum geschlossen, rund 9 Millionen wurden für die Neugestaltung investiert und eine ganze Woche wurde im Mai die Wiedereröffnung des Stadtpalais der Familie Gruuthuse gefeiert.

Reisen wir zurück in die Zeit.

1425 war es, als Johann IV von Gruuthuse mit dem Bau eines Herrenhauses am Dijverkanal begann. Die Familie Gruuthuse verdiente ihr Geld mit Grut (Eine Art Kräutermischung). Das Grut war im Mittelalter Bestandteil des Bieres. Selbiges wurde von jedermann getrunken – demzufolge hatte die Familie viel Geld und somit auch viel Einfluss im Burgundischen Brügge.

Map of Bruges, 1546 – 1600, Anonymous master, Bild © Janett Schindler

Selbst nachdem Grut nicht mehr genutzt wurde durfte die Familie Steuern auf Bier erheben. So kommt es auch, dass über mehrere Jahrhunderte wertvolle Kunstwerke, Wandteppiche und Zeitdokumente durch die Familie gesammelt wurden. Als Museum fungiert das Stadtpalais seit 1888. Die letzte umfangreiche Restauration fand in den letzten Jahren statt – ich finde – es hat sich gelohnt!

Besucht mit mir das Gruuthusemuseum!

Auf dem Hof des Gruuthusemuseum stoßen Gegenwart und Vergangenheit aufeinander. Der modern wirkende Ticketshop ist für alle Besucher der erste Anlaufpunkt.

Gruuthusemuseum, © Janett Schindler

Erst von dort geht es mit einem Audioguide durch eine liebevoll verzierte Eingangstür. Der “Lockerroom” war früher einmal der Raum für die Guillotine – heute jedoch passiert hier keinem Gast etwas.

Lockerroom im Gruthuusemuseum, © Janett Schindler

Von dort aus werden wir in drei Zeitepochen in das Leben der Familie Gruuthuse hineingezogen. Gut besucht ist das Museum – Mehrsprachig in Wort und Schrift ist es jedoch nicht nur für Einheimische spannend. Ich bin sehr begeistert von den prunkvoll verzierten offenen Kaminen und den wunderschön bemalten Decken.

Weiterlesen …
Brügge, Flandern, Kultur, Meike Nordmeyer

Zeitreise zu einem Weltreisenden – Besuch der Adornes-Domäne in Brügge

von Meike

Im Innenhof der Adornes-Domäne, einem mittelalterlichen Landgut in der Altstadt von Brügge, ist es ganz still. Auf der einen Seite ragt der Turm der Jerusalemkapelle weit in die Höhe, auf der anderen zieht sich das langgestreckte Herrenhaus entlang. Die Sonne zeichnet helle Streifen zwischen die Mauern des Gebäude-Ensembles, das weitgehend aus dem 15. Jahrhundert erhalten ist. Hinter einem Torbogen reihen sich kleine weißgetünchte Häuser mit blauen Türen und Fensterrahmen aneinander, dahinter liegt ein kleiner Garten. Im Frühling blüht hier weißer Rhododendron und Flieder sorgt für violette Farbtupfer.

 

Im Innenhof der Adornes-Domäne – ein beeindruckendes Gebäude-Ensemble aus dem 15. Jahrhundert. Foto: Meike Nordmeyer

Ich laufe langsam durch den Innenhof der Domäne und höre nur meine eigenen Schritte. Die Zeit scheint hier still zu stehen. Es könnte auch gleich der einstige Hausherr, Anselm Adornes, aus einer der Türen treten. Er lebte hier mit seiner Familie im Brügge des 15. Jahrhundert. Doch sehr oft war er auf diesem Landgut wahrscheinlich nicht anzutreffen. Denn er war jemand, der viel reiste und sicherlich immer wieder neue Pläne für weitere Touren schmiedete, da er als Diplomat und Geschäftsmann ein weites Netzwerk pflegte. Seine Reisen führten von Brügge aus häufig nach Schottland, wo er den schottischen König Jakob III. traf, oder nach Polen, nach Rom und Neapel.

Gemeinsam mit seinem Sohn Jan unternahm Anselm eine Pilgerreise nach Jerusalem. Jan machte während der gesamten Tour ausführliche Aufzeichnungen, von denen heute noch zwei Manuskripte erhalten sind. Ihre Reise nutzten die beiden, um auf dem Rückweg auch den Libanon, Syrien, Zypern, Rhodos und Brindisi zu besuchen. In heutigen Zeiten würde der Sohn über die Erlebnisse in der weiten Welt sicherlich bloggen, so sinniere ich, als ich aus der kleinen, aber sehr informativen Ausstellung komme, die hier über die Familie Adornes und besonders über Anselm, sein Wirken und seine Zeit informiert. Die Schau ist in den kleinen weißen Häusern untergebracht, den sogenannten Gotteshäusern, die einst zur Versorgung von armen, kranken und älteren Menschen und insbesondere für notleidende Witwen errichtet wurden.

Auf der linken Seite reihen sich die sogenannten Gotteshäuser aneinander. Diese und wohl noch einige mehr wurden einst aus Wohltätigkeit gebaut, um darin arme, kranke und ältere Menschen zu beherbergen und zu versorgen. Heute ist darin das Adornes-Museum untergebracht. Foto: Meike Nordmeyer

Die Familie

Die Familie Adornes stammt ursprünglich aus Genua, so habe ich in der Ausstellung erfahren. Opicius Adornes hatte sich im 13. Jahrhundert dem Gefolge des Grafen von Flandern angeschlossen. So kam er nach Brügge und gründete dort eine Familie. Schon bald gehörte diese der Aristokratie von Brügge an und spielte eine wichtige Rolle im Verwaltungs- und Wirtschaftsleben der Stadt. Der bekannteste Spross ist Anselm, der dann im fünfzehnten Jahrhundert zum einflussreichen Geschäftsmann, Diplomat und Ritter wird. In demselben Jahrhundert begann die Familie, ihre Domäne in Brügge zu errichten. Die Verehrung von Jerusalem prägte die Familie, das zeigte sich schon beim Vater von Anselm. So entstand der Plan, auf dem Landgut eine Jerusalemkapelle in Anlehnung an die Grabeskirche in Jerusalem zu bauen. Diese ist 1429 eingeweiht worden. Weiterlesen …

Flämische Meister, Flandern, Kirsten Lehnert

Wie Jan van Eyck die Malerei revolutionierte

von Kirsten

Falten, Bartstoppeln, Tränensäcke oder schiefe Nasen – ist euch schon mal aufgefallen, dass man sowas früher auf Gemälden nicht gefunden hat? Im Gegenteil, da wurde kräftig idealisiert und geschönt. Das änderte sich erst im Spätmittelalter mit Jan van Eyck (um 1390 bis 1441), einem der bedeutendsten Flämischen Meister und Wegbereiter der „Flämischen Primitiven“. Der Begriff, der aus dem 19. Jahrhundert stammt und für eine besondere Künstlergruppe und eine Malerei steht, wird heute kaum noch verwendet. Kein Wunder, verbindet man mit dem Wort „primitiv“ doch alles andere als das, was Künstler wie Jan van Eyck, Hans Memling, Hugo van der Goes und Gerard David damals geschaffen haben.

Schauen wir uns genauer an, was das revolutionär Neue war: Die „altniederländische Malerei“ wie es heute in der Kunstgeschichte heißt, steht nicht nur für fotografisch detaillierte Oberflächendarstellungen, für die schonungslos naturalistische Abbildung von echten Menschen mit all ihren Makeln. Sie steht auch für eine seit der Antike nicht mehr erreichte Naturbeobachtung und -treue sowie äußerst wirkungsvoll eingesetzte Lichteffekte und Farben. Zudem wurden die im Mittelalter üblichen Goldgründe durch realistische Landschaften als Bildhintergrund ersetzt. Es änderte sich aber nicht nur Maltechnik: Plötzlich hatten die Heiligen ihren Platz nicht mehr nur in den Gotteshäusern, sondern auch in den Wohnstuben der Bürger – wenn auch nur der Wohlhabenden. Diese ‘Verbürgerlichung’ und fotorealistische ‘Natürlichkeit’ weisen schon in die Neuzeit und sie begründen die europäische Malerei, wie wir sie heute noch kennen und bewundern. Eine ungemein wichtige Kunstepoche also. Weiterlesen …

Brügge, Flandern, Kirsten Lehnert, Kultur

Hier spielt die Musik! – Festivals im Concertgebouw Brügge

„Konzertgebäude“ – welch schmuckloser Name für diesen Kulturtempel! Dabei steht das Concertgebouw in Brügge nicht nur für ein hochkarätiges Musikprogramm und eine herausragende Akustik, sondern ist an sich schon einen Besuch wert. Etwa wegen seiner modernen Architektur und seiner Kunstsammlung. Grund genug, euch dieses Kulturzentrum an dieser Stelle mal zu präsentieren.

Wer schon mal in Brügge war, hat es vielleicht schon entdeckt. Das mit Tausenden von roten Terrakotta-Fliesen bedeckte Konzerthaus am Rande der Altstadt ist nämlich eigentlich kaum zu übersehen. Im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt  2002 erbaut, bildet es einen gewollten Kontrast zu den historischen  Fassaden der UNESCO-Stadt. Und im Inneren des 120 Meter langen und 50 Meter breiten Gebäudes, da spielt die Musik: mal klassische Konzerte, Opern oder Tanz, mal Jazz, mal Elektro oder Pop. Also auch hier Kontraste! Weiterlesen …

Brügge, Flandern, Kirsten Lehnert, Kulinarik

Dominique Persoone, der etwas andere Chocolatier

Dominique Persoone mit Chocolate shooter, © milo profi
Ein Schuss Schokolade

Manchmal geht Liebe durch die Nase – das sagte sich wohl auch Dominique Persoone, einer der angesagtesten Chocolatiers in ganz Belgien. Mit seinem eigens für die Rolling Stones angefertigten Chocolate-Shooter hat er sich im wahrsten Sinne des Wortes in die oberste Liga der flämischen Genusshandwerker katapultiert. Diese ungewöhnliche Maschine schießt dem Benutzer feinen Schokoladenstaub direkt in die Nase. Ich will Euch den Rockstar unter Flanderns Chocolatiers und Erfinder zahlreicher weiterer ungewöhnlicher Kreationen hier vorstellen. Aber Vorsicht! Ich warne hier schon vorab ausdrücklich: Die Lektüre dieses Artikels kann nicht nur zu unkontrolliertem Speichelfluss und Heißhunger auf Pralinés und andere edle Kakao-Naschereien führen, sondern auch zu einer spontanen Reise in die Schokoladenhauptstadt Brügge!

Dominique Persoone – Schoko-Rock ‘n Roll

Weiterlesen …

Brügge

Mit Liebe gemacht: Handmade in Brügge

Diese Flandern-Geschichte könnte man in Stein meißeln, in Holz schnitzen oder in Schokolade gießen. Die kreativen Handwerker in Brügge kennen unzählige Möglichkeiten, sich kunstvoll auszudrücken.

Über 50  von ihnen haben sich unter dem Label  „Handmade in Brügge“ zusammengeschlossen. Ihre Mission: Tradition, Design und Kreativität zu verbinden. Dabei beherrschen Sie altes Handwerk,  interpretieren es zeitgemäß und verstehen es, moderne Trends zu setzen.

In Brügge findet ihr zahlreiche Ateliers, Werkstätten und Shops, in denen solche individuell gefertigten Produkte in Handarbeit hergestellt werden: von Hand geschöpftem Papier und mundgeblasenen Vasen bis zu Klöppelspitzen und Keramik. Von Hüten und Handtaschen bis zu Bier und Schokolade. Wer sich auf diese besondere Shopping-Tour begibt, bringt garantiert Souvenirs mit, die nicht anschließend im Schrank verstauben.opdracht reportagebeelden 2013

Die Produzenten sind dabei so einzigartig wie ihre Produkte. Die Bildhauerin Maud Bekaert etwa meißelt ihre eigenen Gedichte in Stein. Kein Wunder: Brügge war und ist die Stadt der Bücher und der Buchstaben, ein Zentrum der Kalligrafie. Bei einem Spaziergang durch Brügge könnt ihr hier und dort einige ihrer Kreationen entdecken. Oder ihr besucht sie mal in ihrem kleinen aber feinen Atelier. Dort könnt ihr nicht nur schöne Souvenirs kaufen, sondern der Steinmetzinmit ein bisschen Glück bei der Arbeit über die Schulter schauen und euren ganz individuellen Stein-Spruch in Auftrag geben. Weiterlesen …