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Barock

Flämische Meister, Flandern, Jan-Kai Vermeulen, Kultur, Neu auf dem Flandern-Blog

In Situ: Kleine Städte, große Meister

Eine Rundreise zu Leonardo da Vinci, Rubens und van Eyck

von Jan-Kai Vermeulen

Ivo Cleiren wartet vor einem mächtigen Holztor in der riesigen Abtei von Tongerlo auf mich. Nein, er sei kein Mönch, sein langes weißes Gewand sei die Kleidung der Norbertiner, eine Priestergemeinschaft des Augustiner-Ordens. Der überaus freundliche 70-Jährige, der hier seit 50 Jahren lebt, ist der Kurator des Abdij-Museums und will mir das Geheimnis von Leonardo da Vinci in seiner Abtei erklären. „Kommen Sie mit.“ Ich folge in ein Labyrinth von Gängen.

Das Projekt „In Situ“

Fünf von 45 Orten werde ich besuchen, die zum Projekt In Situ gehören. In Situ heißt Vor Ort; die Bilder von großen flämischen Meistern finden sich meist in abgelegenen Städtchen und Dörfern – immer an ihrem angestammten Ort in Kapellen, Klöstern, Beginenhöfen oder Schlössern, von Maaseik im Osten bis Veurne nahe der Küste.

Van loon Visitation, Flemish Masters in Situ

In der Basilika von Scherpenheuvel dreht sich alles um die Gottesmutter. „Welkom bij Maria“ steht groß in Weiß auf leuchtendem Lichtblau über dem Eingang der achteckigen Pilgerkirche. Sieben Werke von Theodoor van Loon sind zu sehen, das wichtigste, „Mariä Himmelfahrt“, hängt hinter dem Altar. Gerade läuft eine Messe, es ist brechend voll. Kaum ist die Messe beendet, wird in situ die nächste gestartet. Weltliches Kunstinteresse muss warten.

Gut, dass die sechs anderen Bilder ringsherum in Chorecken platziert sind. Da kann ich zum kräftigen Gesang der Priester reichlich schriftliche Erklärungen aufsaugen. Zum Beispiel: „Sehen Sie, was für ein schönes Baby Maria ist! Die Engel tollen freudig herum.“ Und dann Marias Lebensweg verfolgen: immer im lichtblauen Gewand.

Spannende Einblicke in neue „Ausstellungsräume“

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Antwerpen, Flämische Meister, Flandern

Handwerk trifft Barock – Genusstour zum Barockjahr in Antwerpen

Wollt ihr mal ganz tief in die Epoche des Barock eintauchen? Dann seid ihr in Antwerpen genau richtig. Hier findet ihr nämlich nicht nur die barocken Klassiker, wie üppig ausgestattete Kirchen mit kunstvoll bemalten Decken und prachtvollen Verzierungen, dazu unzählige Werke der Alten Meister – allen voran natürlich Rubens. In diesem Jahr, wo das große Barockfestival „Antwerp Baroque 2018. Rubens inspires” gefeiert wird, gibt es dazu eine Reihe von Ausstellungen und Events, bei denen ihr eine ordentliche Portion barocker Lebensart genießen könnt. Das Barockjahr wurde am ersten Juniwochenende mit einem großen Barockfest eröffnet. Ich will euch heute aber noch verraten, wie ihr euch die Epoche auch so richtig auf der Zunge zergehen lassen könnt. Denn nicht nur Künstler, sondern auch Antwerpener Handwerker, darunter Bäcker, Metzger, Käser, Brauer, Teekenner, Brennereien, Chocolatiers und Keksbäcker, haben sich vom Barock inspirieren lassen und huldigen dem Meister mit Sonderausgaben ihrer Produkte. Vielleicht begleitet ihr mich auf meinem kleinen aber genussvollen Streifzug?

Bakkerij Goossens, Patrick Goossens, © Jonathan Ramael

Beginnen wir in der Korte Gasthuisstraat 31. Hier hat die Bäckerei Goossens, eine wahre Institution in Antwerpen, ihren Sitz. Die Bäckermeister ließen sich von Rezeptbüchern aus dem 17. Jahrhundert inspirieren und haben nun passend zum Themenjahr ein barockes Brot mit zugehörigem Brotbeutel auf den Markt gebracht. Dass Barock wirklich reine Geschmackssache ist, das stellt auch der Käser Van Tricht unter Beweis.

Stadsbrouwerij De Koninck, © Stillmation.photography

Passend zu dem Traditionsbier „Tripel d’Anvers“ von De Koninck kreierte Van Tricht eine köstliche Käsekugel. Die legendäre Antwerpener Stadtbrauerei auf dem Mechelsesteenweg 291 kann ich Euch auch wärmstens ans Herz legen. De Koninck bekennt im Barockjahr übrigens auch Farbe und entwickelte für das Tripel d’Anvers eine Sonderpackung mit vier Flaschen – sozusagen ein Four-Pack – gestaltet in den Farben und im Stil des Barockfestivals. Passend zum Bier bietet der Butcher’s Store (ein cooler Laden auf dem Gelände der Stadtbrauerei in der Boomgaardstraat 1/3) eine barocke Bierwurst an. Hergestellt wird sie ebenfalls nach einem alten flämischen Rezept mit Zeeuws-Vlaams (seeländisch-flämischem) Duroc-Schweinefleisch; und natürlich auch authentisch zubereitet: auf Eichen- und Buchenholz geräuchert und anschließend getrocknet.

Dass es im Barock nicht nur deftig zuging, das freut sicher auch die Teeliebhaber unter Euch. Vielleicht probiert ihr mal den Rosenknospentee oder den Blütentee von Lulin. Diese beiden Sorten ihres Tee-Sortiments haben Hans Verhoosel und Amy Gallagher speziell für Antwerpen Baroque 2018 neu gemischt. Wie alle Tees von Lulin werden auch diese Teesorten traditionell hergestellt: handverlesen und von Hand verarbeitet. An die Kaffeefans ist natürlich auch gedacht: Der Antwerpener Kaffeespezialist Rombouts entwickelte speziell für Antwerp Baroque 2018 eine Rubens-Kaffeemischung. Einen ganz besonderen Leckerbissen verspricht der Chocolatier Jitsk, den ihr ebenfalls in der Boomgaardstraat  findet. Der Gault Millau nannte ihn schon 2016 eine kulinarische Entdeckung und seine Schokoladen und seine handgemachte Eiscreme sind ohnehin Kult in Antwerpen. Jetzt setzt er mit seinem Schokoladenriegel „Rubensreep“ mit den vollen Aromen von Gewürzen und getrockneten Früchten noch einen drauf.

A. Snijders, Fr Stilleven, Cokeryen, © KBC, Rockoxhuis Antwerpen

Dass Essen im Barock eine große Rolle spielten, davon könnt ihr euch übrigens auch in einer der Ausstellungen ein Bild machen. Die erste Ausstellung im neueröffneten Snijders&Rockox Haus ist nämlich ganz der Kochkunst gewidmet. Unter dem Titel „Cokeryen” zeigt der Foodfotograf Tony Le Duc ab Ende September, dass Grundnahrungsmittel durchaus Kunst sein können – eine Gabe, über die vor ihm auch schon der Barockmaler Frans Snijders verfügte. (Und dass mit der Ausstellung von Paul Koiker im Fotomuseum auch die Auswirkungen barocker Genusskultur zu sehen sind, sei hier nur am Rande -und auch mit einem Augenzwinkern erwähnt.)

Aber zurück zu den Geschmackssachen. Oder seid ihr schon satt? Ich hätte da nämlich noch die berühmtesten Kekse der Stadt. Die „Antwerpse handjes“ (Antwerpener Hände) bekommt ihr nun in einer limitierten barocken Variante, verpackt in einer personalisierten Schachtel. Apropos Gestaltung: Dass das Barock faszinierende Formen hervorgebracht hat, ist ja hinlänglich bekannt. Wie modernes Design inspiriert vom historischen Barock aussehen könnte, darüber haben sich Studierende der Königlichen Akademie für Schöne Künste ihre kreativen Gedanken gemacht. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sechs einzigartige Designs zieren nun Produkte vom T-Shirt bis zum Turnbeutel. Und auch die drei Juweliere von Antwerpen‘s Most Brilliant haben sich ein barockes Beispiel – etwa an den Engeln aus Rubens „Die Verkündigung“ – genommen und entwarfen speziell für das Barockfestival elegante und extravagante Schmuckstücke.

Die barocken Antwerpener Regionalprodukte findet ihr ab sofort im Antwerpener Stadtladen, in den Museumsläden und in der Pop-up-Bar „Baroque“ (Nationalestraat 45). Und wenn ihr euch nach all dem Genuss noch etwas bewegen wollt: Vielleicht folgt ihr dann einfach den Spuren von Rubens durch die Stadt? Das sind schließlich ganz schön viele.

Antwerpse Handjes, © Jan Crab

 

Flämische Meister, Flandern, Kirsten Lehnert

Auch das größte Genie guckt mal ab – Rubens-Schau Städel

Im Juni beginnt das große Barockjahr in Antwerpen. Doch schon jetzt könnt ihr euch mit dem vielleicht prominentesten Vertreter der Flämischen Meister und „Barockstar“ Peter Paul Rubens beschäftigen. Ab dem 8. Februar wird in Frankfurt im Städel Museum die Ausstellung „Rubens. Kraft der Verwandlung“ präsentiert. „Diese Ausstellung“, so meinte die Frankfurter Rundschau kürzlich, „wird in Frankfurt mit Sicherheit zum Publikumsmagneten des Jahres werden“. Auch ich kann euch diese Ausstellung nur wärmstens ans Herz legen: Sie ist sicher eine ideale Einstimmung auf das Themenjahr. Schließlich widmet sie sich einem eher wenig beachteten aber vielleicht einem der spannendsten Aspekte in Rubens‘ künstlerischem Werk: der Auseinandersetzung des Malers mit Quellen und Vorbildern.

Datierung: o. J.Material/Technik: Skulptur / weißer MarmorHöhe: 147 cmInventar-Nr.: MA562

Römisch, Der von Cupido gezähmte Kentaur, Département des Antiquités grecques, étrusques et romaines, Museé du Louvre, Paris © bpk / RMN – Grand Palais

Rubens, Peter Paul; Kentaur, von links, Italien, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Z 05888, Köln

Peter Paul Rubens (1577-1640), Kentaur von Cupido gezähmt, Um 1601/02, Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung, © Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_c016031

Zeitlebens orientierte sich Rubens an der Bildhauerkunst der Antike und der Renaissance. In Rubens’ umfangreichem Werk findet ihr auch Einflüsse späterer Kunst aus Italien und nördlich der Alpen, er machte dazu Anleihen bei den alten Meistern des ausgehenden 15. Jahrhunderts und bei seinen Zeitgenossen. Die Schau zeigt zugleich, dass es hierbei nicht um einfaches Abkupfern ging. „Aus diesen fremden Formeln entstehen eigene Ideen, die in rasch ausgeführte, erstaunlich modern anmutende Federzeichnungen einfließen und dann durch Ölskizzen ausgearbeitet werden“ so steht es auf der Website des Kunsthistorischen Museums Wien zur Ausstellung. „Damit eignet sich Rubens Schritt für Schritt die Kunst der Anderen in teils unerwarteter Weise an und machte sie zu seiner eigenen. Es entsteht ein riesiges Repertoire, aus dem er beständig Neues schöpft.“ Weiterlesen …

Antwerpen, Flämische Meister, Kirsten Lehnert, Kultur

Zum Anbeten schön: Barocke Kirchenkunst in Antwerpen

In Antwerpen kann man als Besucher schon mal in die Knie gehen… Etwa in den monumentalen Kirchen wie der majestätischen Liebfrauenkathedrale, der Sankt Pauluskirche, der Sankt Andreaskirche, der Sankt Carolus Borromäuskirche oder der gerade restaurierten Sankt Jakobskirche. Die sind nämlich einfach zum Anbeten schön! Und das nicht nur wegen der prachtvollen Architektur, sondern auch wegen der bedeutenden Gemälde und Skulpturen, die Künstler von Weltrang hier hinterlassen haben – allen voran die flämischen Meister wie Rubens, Jordaens oder Van Dyck. Kirchen gehörten schließlich zu den wichtigsten Auftraggebern neuer Werke für Rubens und seine Zeitgenossen. Viele davon sind heute noch erhalten und vor Ort zu besichtigen. Macht euch doch mal auf eine Reise ins Barock und folgt den Spuren der großen Künstler! Weiterlesen …