Kultur, Küste

Küste: Krabbenfischer zu Pferde

„Auf dem Rücken der Pferde…“, so könnte diese Flandern-Geschichte beginnen. Aber sie geht bestimmt nicht so weiter, wie ihr denkt. Schauplatz ist auch kein Ponyhof, sondern die belgische Küste. Genauer gesagt die kleine Küstengemeinde Oostduinkerke.  Jeden Tag, etwa  zwei Stunden vor der Ebbe, schwingen sich hier Fischer in Öljacke, hohen Gummistiefeln und Südwester auf dem Kopf auf ihre massigen Pferde – keine edlen Rösser, sondern schwere Hengste der Brabanter oder Henngauer Rasse. Bei Wind und Wetter trotten die belgischen Kaltblüter los und ziehen riesige Netze durch die Brandung – bis sie bis zum Hals im Wasser stehen. Auf ihrem Rücken neben den Reitern zwei große Reetkörbe für die Krabben, die auf diese ungewöhnliche Art aus  der Nordsee gefischt werden.

Der weite weiße Sandstrand von Oostduinkerke bietet nicht nur eine grandiose Kulisse für das Schauspiel, das man nirgendwo anders auf der Welt findet. Er bietet auch aufgrund seiner Lage und Beschaffenheit einen ausgezeichneten Nährboden für die Krabben. Und das schon seit Jahrhunderten. So gingen bereits vor rund  500 Jahren die ersten Paardenvissers, wie sie auf Flämisch genannt werden, hier mit ihren Pferden auf Krabbenfang.  Kein Wunder, dass diese Kulturtechnik seit 2013 sogar auf der UNESCO Liste des immateriellen Kulturerbes steht. Genau so traditionell wie die Fisch-Technik sind auch die Fischer selbst: Viele der 16 heute noch aktiven Fischer sind in die Fußstapfen ihre Vorväter getreten.

Vielleicht besucht Ihr die Krabbenfischer ja mal bei ihrer Arbeit?

Dann könnt ihr auch direkt in den Genuss des frischen  Fangs kommen. Denn gleich nachdem die Fischer zu Hause kommen, werden die Krabben gekocht und zum Kauf angeboten – an manchen Tage auch direkt am Strand. Die genauen  Zeiten von Fang und Kochen erfahrt Ihr beim Verkehrsamt Oostduinkerke  (Tel:  0032-58 51 29 10).

Krabbenkochen am Strand

In der  zünftigen Fischerherberge „De Peerdevisscher“ etwa könnt ihr Garnelen in den unterschiedlichsten Varianten kosten.  Betrieben wird die urige Gaststätte von zwei waschechten Krabbenfischern: Johan Casier und Frau Corinne, die die Familientradition von Vater  Eddy D‘Hulster und ihrem Großvater übernommen hat.  Und wer sich noch intensiver dem Thema beschäftigen möchte, kann gleich nebenan im Nationalen Fischereimuseum Navigo noch tiefer in die Geschichte der flämischen Meeres- und Küstenfischerei eintauchen. Einen  Überblick über alle noch aktiven Krabbenfischer und weitere Infos zu der traditionellen Fangtechnik findet ihr auf der Webseite www.depaardevissers.be.

 

 

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