Kultur

Antwerpen, Flandern, Kirsten Lehnert, Kultur

Der etwas andere Lückenfüller: Jan Fabre und seine neuen Altarwerke in der Augustinuskirche

von Kirsten

Wir haben ihn an dieser Stelle schon einmal vorgestellt: Jan Fabre, der Künstler, den ihr vielleicht von seiner eindrucksvollen Deckeninstallation „Heaven of Delight“ im Spiegelsaal des Brüsseler Königspalastes oder von seinem Kreuzträger in der Liebfrauenkathedrale in Antwerpen kennt. In der imposanten Kirche, quasi Auge in Augen mit den Meisterwerken der Flämischen Meister, hat er schon mal gezeigt, dass der auch „Kirchen“ kann.

Im Barockjahr „Antwerp Baroque 2018, Rubens inspires“ treffen wir den allround-Künstler wieder. Und wieder hat er sich einer Kirche gewidmet. Diesmal drückt er der ehemaligen Augustinerkirche, die in diesem Jahr ihren 400. Geburtstag feiert, seinen ganz besonderen künstlerischen Stempel auf. Die Kirche, die heute das Augustinus Musikzentrum (kurz AMUZ) beherbergt, bietet eine wirklich atemberaubende Kulisse für ein abwechslungsreiches Programm, in dessen Mittelpunkt Alte Musik steht. Als wichtigster Antwerpener Künstler und als Mann, der ausreichend Erfahrung mit ähnlichen Kunst-Integrationsprojekten hat, wurde Jan Fabre eingeladen, drei neue Kunstwerke für den wunderschönen barocken Innenraum zu schaffen. Die ursprünglichen Altarbilder waren 1628 bei keinen Geringeren als bei Peter Paul Rubens, Anthony van Dyck und Jacob Jordaens in Auftrag gegeben worden. Die wertvollen Originalbilder sind schon lange nicht mehr hier zu sehen, sondern Teil der Sammlung des Königlichen Museums der Schönen Künste Antwerpen (KMSKA). Im 20. Jahrhundert wurde die Lücke mit Bildern von Leon Van Ryssegem gefüllt. Nun ist mit den neuen Werken von Fabre ein der ursprünglichen Bedeutung des Ortes angemessener Ersatz geschaffen worden.

 

AMUZ, © Lennart Knab

Seit Kurzem hängen die drei neuen Bilder hier, ach was sage ich, sie leuchten hier! Denn als Material für seine neuen künstlerischen Interpretationen wählte Fabre wie bereits im Königlichen Palast Flügelpanzer des Smaragdkäfers. Damit zaubert er nicht nur erneut eine faszinierend blau-grün schillernde Oberfläche. Diesmal zeichnet  er auch mit gelb-orangenen Tönen und klar erkennbaren Linien Figuren in das ungewöhnliche Material. Durch diese Technik wird buchstäblich bei jedem sich ändernden Licht eine Metamorphose des Bildes erzeugt. Also lasst Euch überraschen von den neuen Lichtblicken in der alten Kirche! Auch wenn sich an den Bildern sicher – wie bei so vielen Kunstwerken – die (Geschmacks-)Geister streiten, einzigartig und ungewöhnlich sind die neuen Altarwerke auf jeden Fall.

Auch wenn sich Jan Fabre bei seiner Kunst an den Flämischen Meistern orientiert – für die Augustinkirche konzentrierte er sich auch stark auf die heutigen Funktionen der Kirche, die als Konzertsaal, Begegnungs- und Geschäftszentrum sowie als Aufnahmestudio dient. Wer genau hinschaut, entdeckt in den drei neuen Arbeiten den Notenschlüssel, das Mikrophon oder etwas, was ich als Lautstärkenanzeige einordnen würde. Denn in den drei Bildern überträgt Fabre die Altarstücke von Jordaens, Van Dyck und Rubens quasi in die Sprache des Jahres 2018. Er übersetzt – oder besser gesagt „erzählt“ die Altarstücke neu und passt sie an ihre aktuelle Umgebung an.  Zugleich vereint er in den drei Bildern Kernelemente aus seinem Oeuvre miteinander: das Lamm, das Feuer, die Frau, die Spiritualität und der Diamant als Symbol für Antwerpen. Dass Fabre mit seinen ungewöhnlichen Kreationen auch provoziert und polarisiert, gehört bei einem Künstler wie ihm eben dazu.

 

Aber macht euch einfach euer eigenes Bild von Jan Fabres neuen Altarstücken. Ihr könnt sie ab sofort bis einschließlich 9. August 2018 (montags von 14 bis 20 Uhr, dienstags bis freitags zwischen 14 und 17 Uhr) im AMUZ bestaunen. Danach kann das Werk noch während der Konzerte, bei speziellen Stadtspaziergängen oder montags von 14 bis 20 Uhr besichtigt werden. Zusätzliche Öffnungszeiten gibt es etwa am 4. August 2018 im Rahmen der Antwerpener Museumsnacht. Dann wird bis 4.00 Uhr bei der Afterparty in der Barockkirche üppig gefeiert. Daneben habt ihr auch die Möglichkeit, die Entstehung der Werke nachzuvollziehen: Die verschiedenen Collagezeichnungen von Jan Fabre, die Grundlage für die neuen Altarbilder waren, sind vom 6. Juli bis 4. November 2018 in der Kunstgalerie Rossaert in der Nosestraat zu sehen.

 

Flandern, Kultur, Küste, Meike Nordmeyer

Wind und Wellen, Strand und Skulpturen – Beaufort, Kunsttriennale an der Küste

von Meike

Ein riesiges Steuerrad zieht am Strand die Blicke der Spaziergänger auf sich. Es scheint aus Holz zu sein, ist hellgrün gestrichen und von klassischer Form als stamme es von einem altehrwürdigen Dreimaster. Es scheint schon Patina zu tragen, als habe es schon alle Weltmeere befahren. Das Steuerrad ragt zur Hälfte aus dem Sand hervor und zeigt sich vor dem Meer wie die untergehende Sonne. Vielfältig sind die Assoziationen, die dieses Kunstwerk des dänischen Künstlers Simon Dybbroe Møller auslöst. Die Skulptur aus Bronze mit dem Titel „The Navigator Monument“ steht am Strand von Middelkerke-Westende und gehört zu Beaufort 2018, der diesjährigen Ausgabe der Triennale der zeitgenössischen Kunst an der Küste von Flandern.

Die Kunstriennale

19 Werke von 18 Künstlern in neun Küstengemeinden sind noch bis zum 30. September dieses Jahres am Strand, auf der Promenade, in den Dünen oder auf Plätzen in den Orten zu sehen. Bereits seit 2003 wird diese Kunstschau am Meer alle drei Jahre veranstaltet und einige der Werke der vergangenen Jahre sind von den Gemeinden gekauft worden und somit dort verblieben. So gibt es noch viel mehr als die aktuelle Ausgabe der Triennale zu sehen. Mit den Jahren ist bereits ein langgestreckter Skulpturenpark entstanden, der zu Entdeckungen an der Küste einlädt. Das Meer, die Wellen, der Sand, die Seeluft und der Kunstgenuss – was für eine herrliche Kombination!

Ich schaue fasziniert auf das Steuerrad. Und Moment, war da nicht noch was? Jetzt fällt es mir ein, woran mich der Anblick auch noch erinnert. Lange Zeit war das aufragende Steuerrad ein ikonisches Zeichen für das Internet, denn es war das Logo des frühen Internet-Browsers Netscape Navigator. Das Internet wurde immer schon mit Metaphern aus der Seefahrt oder aus dem Wassersport beschrieben, denn schließlich surfen wir alle im Netz. Und es passt auch, dass dieses riesige Steuerrad hier vor der Nordsee zu sehen ist, auf deren Grund die mächtigen Tiefseekabel liegen, mit denen das Internet ermöglicht wird. So ist das Kunstwerk äußerst beziehungsreich und erweist sich dabei zugleich als sehr dekorativ am Strand. Damit ist es natürlich auch ein beliebtes Fotomotiv. Schon jetzt steht fest, dass es von der Gemeinde gekauft wird und über die Triennale hinaus an diesem Ort verbleiben wird.

Antike Skulptur mit Pekingenten auf der Promenade von De Haan – Künstler Xu Zhen hat eine ungewöhnliche Kombination geschaffen. Foto: Meike Nordmeyer

Eine markante Erscheinung bildet auch das Kunstwerk „Eternity – Poseidon“ von Xu Zhen auf der Promenade von De Haan. Eine antike Statue scheint da aufgestellt zu sein. Vögel haben sich auf ihr niedergelassen, so wie es häufig die vielen Tauben in den Städten tun. Die Bronzefigur basiert tatsächlich auf einer Skulptur von Artemision, einer griechischen Statue aus dem Jahr 460 vor Christus, und stellt Poseidon oder Zeus dar. Der aus China stammende Künstler Xu Zhen kopierte dieses antike Werk und ergänzte es originell. Denn die Tiere, die darauf hocken, erweisen sich beim genaueren Hinsehen nicht als Tauben, sondern als rotbraune, wohl schon geröstete Pekingenten. Eine bewusst überraschende Kombination hat er damit geschaffen. Die Pekingente gilt als nationales Symbol Chinas. So vermischt Xu Zhen bekannte Chiffren aus der westlichen und östlichen Kultur, beide sind vertraut, und doch wirkt die Begegnung ungewöhnlich.

Hoch zu Ross auf dem Wellenbrecher – die Skulptur von Nina Beier lässt sich bei Ebbe von Nahem betrachten und wird bei Flut von Wellen umspült. Foto: Meike Nordmeyer

Ausdruckstark zeigt sich auch das Werk „Men“ der dänischen Künstlerin Nina Beier, das am Strand von Nieuwpoort aufgestellt ist. Die Künstlerin hat sich mit heroischen Reiterdenkmälern befasst, die in vergangenen Jahrhunderten die Macht und

Kampfeslust von Männern hoch zu Ross demonstrieren sollten. Beier hat Überbleibsel von solchen Denkmälern gesammelt, die ausrangiert wurden. Aus ihnen hat sie Elemente zu einer neuen Formation zusammengestellt, und diese steht nun als neues Werk auf einem Wellenbrecher am Strand. Ich laufe über den Sand zu dem Kunstwerk, um es aus nächster Nähe zu betrachten. Bei Ebbe ist das möglich. Bei Flut hingegen wird es von Wasser umspült und die Reiter scheinen aus den Wellen auf den Strand zuzureiten, als wollten sie das Land, das sie im Blick haben, erobern.

Eine ausdrucksstarke, durchaus beklemmend wirkende Arbeit hat die Künstlerin geschaffen und gekonnt platziert. Denn sie bezieht das Meer direkt mit ein und macht die Gezeiten zu einem Teil des Werkes. Bei vielen Beiträgen der Triennale zeigt sich, dass der Strand und die Küste nicht nur irgendeinen beliebigen Standort bilden, sondern der Bezug zum Meer ganz bewusst hergestellt wird. „Bei Beaufort wird die See als Ort beleuchtet, der unbeherrschbar ist und uns gleichzeitig mit dem Rest der Welt verbindet. Jeder teilnehmende Künstler kommt aus einem Land, das ans Meer grenzt“, erklärt Heidi Ballet, Kuratorin von Beaufort 2018. Weiterlesen …

Flandern, Janett Schindler, Kultur, Mechelen

Eröffnung des Museum „Hof van Busleyden“ in Mechelen – eine Zeitreise

von Janett

Googelt man das Wort Burgund, dann landet man wohl zuallererst in der französischen Region mit den guten Weinen. Als ich bei meinem Besuch in Flandern die Stadt Mechelen besucht habe, war ich mehr als überrascht, dieses Jahr ein besonderes Thema anzutreffen. Denn im Juni eröffnet in der flandrischen Stadt das Museum „Hof van Busleyden“ und gibt einen Einblick in das burgundische Mechelen. Ab diesem Jahr gibt es mehr als das. Lasst uns doch eine gemeinsame Zeitreise unternehmen.

Wusstet ihr, das Flandern einst Hauptstadt der Niederlande war? Im Grunde genommen sogar die Hauptstadt der Beneluxländer – aber das ist eine Geschichte, die ich hier nicht erzählen will. Die Epoche der Burgunder in Mechelen begann wie alle spannenden Geschichten: Durch eine Heirat. Phillip der Kühne heiratete Margarethe von Flandern.
Phillip war Sohn des damaligen französischen Königs und ihm gehörte Burgund – um es kurz zu fassen – so begann die Epoche der burgundischen Niederlande.

Foto: Janett Schindler

Quer durch Mechelen

Und wer noch tiefer in die Geschichte einsteigen will, sollte eine der spannenden Stadtführungen durch Mechelen buchen. Auf dem Weg durch das Stadtzentrum habe ich so einiges erfahren über die kreative und äußerst spannende Epoche der Burgunder in Flandern. Über ihren Reichtum – über das, was sie der Stadt in dieser Zeit gegeben haben und welche Geschichten von damals ins jetzt getragen wurden. Zuviel will ich nicht vorwegnehmen – aber ich glaub, ich kenn mich jetzt mit Königshäusern und Kunst des 16ten Jahrhunderts aus. Ein wenig jedenfalls.

Foto: Janett Schindler

Bei einer Führung zum Thema Burgundisches Flandern darf natürlich ein ganz wichtiger Ort nicht fehlen: Der „Hof van Busleyden“. Die dortige Museumseröffnung versetzt gefühlt ganz Mechelen in helle Aufregung. Es scheint fast so, dass jeder was weiß, aber das große Ganze wird erst ab dem 17. Juni der Öffentlichkeit präsentiert. Und am Wochenende darauf folgt dann das große Eröffnungsfest (22.-24.06.).

Foto: Janett Schindler

Was ist denn der „Hof van Busleyden“?

Der „Hof“ ist einer der schönsten noch erhaltenen Paläste der Stadt und wurde in den letzten Jahren renoviert. Zu Zeiten der Burgunder und der Habsburger war hier das Zuhause von Hieronymus von Busleyden – einem sehr berühmten Historiker und Kunstsammler. Das Haus war ein Treffpunkt des Adels und der Menschen der Stadt. Perfekt also, um auch heute ein Ort der Zusammenkunft zu werden. In Zukunft soll eine feste Ausstellung einen Einblick in eine der wichtigsten Epochen der Stadt geben.

Historische Karte im Hof van Buslyeden. Foto: Janett Schindler

Und das, was ich schon sehen durfte, macht wirklich neugierig. Denn im Museum an sich erwartet euch nicht etwa nur eine Ansammlung von Kunstwerken längst vergangener Zeit. Das Museum bietet euch die Möglichkeit, eine Zeitreise der Sinne zu machen.

Foto: Janett Schindler

Neben einer spannenden Einleitung ins Thema Burgund findet ihr auf der Tour durchs Museum einige spannende Originalwerke – unter anderem das Mechelner Chorbuch von Margarethe von Österreich. Zahlreiche Leihgaben aus anderen Häusern sind zu bestaunen – aber auch Mechelen selbst trägt zur Ausstellung bei – ein Kunstwerk wird zum Beispiel das Rathaus verlassen und seinen Weg in die spannende Ausstellung finden.

Übrigens – für Familien gibt es noch eine ganz besondere Überraschung im Hof von Busleyden: Der „Erlebnis-Dachboden“. Spiel und Interaktion stehen hier im Vordergrund. Und am Ende dürft ihr ein kleines Souvenir mit nach Hause nehmen.

Unleash your inner Burgundian

So viel Zeitreise macht natürlich ziemlich hungrig. Ich bin froh, dass ich mein „Sense-Sations“ Heft dabeihabe. Damit kann ich dem Genuss frönen.

Foto: Janett Schindler

Das Bier, was es schon zu Zeiten der Burgunder in der Stadt gab, kann man noch heute bei einer Verkostung im Het Anker probieren und die Geschichte vom „Mondlöscher“ – die zwar nicht ganz aus der Zeit der Burgunder stammt – solltet ihr auch gehört haben und dabei ein dazu passendes Schokopralinchen probieren. Weiterlesen …

Brügge, Flandern, Kultur, Meike Nordmeyer, Neu auf dem Flandern-Blog

Kühner Walfisch vor alten Giebelhäusern – Die Triennale Brügge 2018

von Meike

Mit Schwung wirft der Walfisch seinen Körper weit aus dem Wasser heraus. Er biegt sich nach hinten und reckt seine weiße Unterseite dem Himmel entgegen. Diese Szenerie spielt sich nicht auf dem weiten Meer ab, sondern in der Altstadt von Brügge mit ihren vielen Giebelhäusern, Türmchen, Brücken und Grachten. Doch warum ein Walfisch an diesem Ort, mitten in der Hauptstadt von Westflandern? Weiterlesen …

Flandern, Kultur, Limburg, Neu auf dem Flandern-Blog

Geschichten und Geschichte erleben – Landkommende Alden Biesen

Wenn ich an Ritter denke, fallen mir als erstes blutige Schwerter, stampfende Streitrosse und dunkle Kerkermauern ein. Überrascht war ich deshalb bei meinem ersten Besuch, wie lieblich das Wasserschloss in der Landkommende Alden Biesen in Bilzen bei Tongeren daherkommt. Das soll eine Niederlassung des Deutschritterordens gewesen sein? Davon ist heute nicht mehr viel zu spüren. Weiterlesen …

Flandern, Janett Schindler, Kultur, Mechelen

Der St. Ursulinen Stift – Eine traumhaft schöne Schule

von Janett

Der St. Ursulinen Stift in Onze-Lieve-Vrouw-Waver (Belgien) ist eine Schule.

Ganz ehrlich? So sieht sie von außen auch aus. Das schlichte Haus wirkt von außen wie so viele andere Schulen auch. Schlicht – einfach – praktisch. Schon seit über 175 Jahren wird hier gelehrt. Bis in die 50er Jahre war das St. Ursula Institute eine katholische Schule, ausschließlich für Mädchen aus „besseren Familien“. Diese wohnten im Internat, die Eltern waren in der großen weiten Welt unterwegs.

St. Ursulinen Stift in Onze-Lieve-Vrouw-Waver, © Janett Schindler

Ein Paradies für Fans des Jugendstils

Soweit so gut. All das klingt im ersten Moment nicht wirklich spannend. Und doch befindet sich im inneren des etwas 10 Hektar großen Schulkomplexes mehr als nur eine einfache Gesamtschule. Hier befindet sich das Paradies für Fans von Art Déco und Jugendstil.

Zwei Stunden Schule am Sonntag?

Wir sind neugierig. Ein paar Kilometer von Mechelen entfernt wartet der kleine Ort „Onze-Lieve-Vrouw-Waver“ auf uns. Der Schulparkplatz und auch der Eingang sind schnell zu finden. Als Geheimtipp gelten der Wintergarten und die Schule. Wir jedoch müssen uns erst einmal in einer kleinen Schlange anstellen. 10 Euro kostet der Eintritt inklusive Führung.

St. Ursulinen Stift in Onze-Lieve-Vrouw-Waver, © Janett Schindler

Das Geld wird verwendet um das Haus in seiner Pracht zu erhalten. Die Führungen werden neben Englisch und Französisch auch in Niederländisch angeboten – und das Angebot der offenen Führungen wird sehr gut angenommen. Gut 100 Leute warten an diesem Sonntag auf die zweistündige Tour. Unsere „englische Gruppe“ ist etwas kleiner und wir haben Glück, denn eine ehemalige Schülerin der Mädchenschule begleitet unsere Gruppe. Weiterlesen …

Flandern, Kirsten Lehnert, Kultur, Küste

Belgian Coast Greeters – kann man das essen?

von Kirsten

Also ich bin ja nicht der Typ für klassische Stadtführungen: laaaaange Vorträge, nervige Zwischenfragen und wenn es wirklich mal was zu sehen gibt, geht das Gedrängel und Geschubse los – „darf ich mal kurz“, „ich seh ja gar nichts!“. Ich mag es lieber etwas persönlicher. Wenn es euch auch so geht, dann habe ich einen heißen Tipp: Die belgischen Coast Greeters.

Coast Greeters, das klingt schon mal einladend: „Küsten-Begrüßer“. Aber was soll man sich  darunter vorstellen? Coast Greeters, das sind Menschen wie Erik, ein vitaler, gertenschlanker Ruheständler mit schneeweißem Haar, der in Oostende geboren und aufgewachsen ist. Erik zeigt euch nicht nur seine Lieblingsplätze in der Stadt und am Strand, sondern bringt euch, wenn ihr Glück habt, auch noch das Krabbenpulen bei. Da gibt es nämlich – man höre und staune – nicht nur eine spezielle Technik, sondern richtige Weltmeisterschaften (aber das ist eine andere Geschichte…). Oder Linda, die – wie schon ihr Großvater – „nach dem Rhythmus des Meeres lebt“ und euch mitnimmt, auf eine Reise durch die Zeit in dem künstlerischen Küstenort Koksijde-Oostduinkerke. Linda ist enorm beschlagen in Geschichte und Architektur. Sie teilt ihr Wissen lebhaft und lebendig.

Unterwegs mit einem Coast Greeter, © Coast Greeters Projekt

Entlang der belgischen Küste gibt es noch viele „Eriks und Lindas“, Einheimische also, oder neudeutsch „locals“, die ihren Heimatort lieben, und denen es ganz einfach Freude macht, das mit Besuchern zu teilen. Von Knokke-Heist bis De Panne sind die Coast Greeters im Einsatz. Jeden verbindet eine ganz eigene Geschichte mit „seinem“ Küstenort. Alle sind offene, freundliche Menschen, die selbst gerne auf Entdeckungstour gehen. „Ich lerne meistens auch etwas dabei. Die Besucher entdecken ganz andere Details als ich“, sagt Erik. Weiterlesen …

Brüssel, Flandern, Kirsten Lehnert, Kultur

Ein Museum für die Kultur 2.0

von Kirsten

Das MIMA in Brüssel

Kunst muss Spaß machen dürfen, finde ich. Und Museen sollten sowohl mit der Zeit als auch neue Wege gehen. Das betrifft nicht nur die Vermittlung, sondern vor allem auch die Inhalte. Gerade jetzt, wo sich so vieles um die Alten Meister dreht (die ich im Übrigen wunderschön finde), treibt mich manchmal die Sehnsucht nach etwas Modernem um, nach den Jungen Meistern und ihrer ganz besonderen Sicht der Welt, nach etwas total Anderem. Kennt ihr das? Das ist, wie wenn man nach einem scharfen Essen ein Stück (belgische) Schokolade essen will. Und das Museum, das ich euch heute vorstellen will, ist für mich so ein spannender Kontrast, so etwas wie der Street Art Smoothie nach einem üppigen Barock-Gericht. Ich spreche vom MIMA, dem Millennium Iconoclast Museum of Art. Es gehört nicht zu den Museums-Blockbustern in Brüssel, sondern eher zur Kategorie Geheimtipp.

Restaurant im MIMA Brüssel, © MIMA

Das europaweit einzigartige Museum will alte Zöpfe abschneiden, einfach mal was ganz anderes machen. Genau in diesem Sinne haben Michel und Florence de Launoit, Alice van den Abeele und Raphaël Cruytl vor ein paar Jahren das ambitionierte Museumskonzept entwickelt. In den Gemäuern der einstigen Belle-Vue-Brauerei im Stadtteil Molenbeek haben sie nun Raum geschaffen für „eine Kultur, die Barrieren niederreißt und ein breites Publikum erreicht, ein Museum, das die heutige Welt widerspiegelt und den Weg für die Welt von morgen ebnet“. Und so steht das MIMA seit April 2016 für eine wirklich ungewöhnliche Präsentation zeitgenössischer Kunst und eine – wie die Macher es selbst nennen – Kulturgeschichte 2.0. Es zeigt eine spannende Mischung urbaner, grafischer, musikalischer, sportlicher, künstlerischer und Geek-Kulturen, die ganze Palette  von Graffiti  bis Tattoo-Kunst.

Nomads Akay and Olabo FIAT 500, © MIMA

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Flandern, Gent, Kirsten Lehnert, Kultur

Gravensteen – Geschichte atmen in Gent

von Kirsten

Habe ich schon gesagt, dass Gent zu meinen absoluten Favoriten in Flandern zählt? Das liegt nicht nur an dem von mir hochgeschätzten Design-Museum, der Street Art und dem Vleeshuis, in dem der Himmel schon mal voller Schinken hängt (aber dies ist ein andere Geschichte…. ), sondern auch an der Burg Gravensteen. Als ich das erste Mal in Gent war, war es Dezember und eiskalt. Durchgefroren nach einem ausgiebigen Stadtbummel durch die pittoreske Innenstadt hatte mich mein Weg ganz zufällig hier hingeführt. Zugegeben, in Gent kann man an beinah jeder Ecke Geschichte atmen. Aber die imposante Burganlage Gravensteen (Grafenstein), eine der größten Wasserburgen Europas, hat es mir besonders angetan.

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Antwerpen, Flandern, Kirsten Lehnert, Kultur, Neu auf dem Flandern-Blog

Blutleer oder Blutrot? Ein Portrait von Luc Tuymans

Einer der Höhepunkte des Barockjahres 2018 in Antwerpen wird die Ausstellung „Sanguine | Blutrot“ im M HKA sein, bei der Barockmeister mit zeitgenössischen Spitzenkünstlern konfrontiert werden.  Der Kurator der Schau ist selbst Künstler: niemand anderes als der in Antwerpen lebende Luc Tuymans, einer der einflussreichsten Maler der Gegenwart. Ich möchte die Ausstellung zum Anlass nehmen, euch diesen zeitgenössischen flämischen Meister einmal genauer vorzustellen.

Tuymans at work (c) Studio Tuymans

Luc Tuymans bei der Arbeit, © Studio Tuymans

Der 1958 in einem Vorort von Antwerpen geborene Künstler hat viele Bewunderer, aber nicht jeder kann seiner Kunst etwas abgewinnen. „Ausgebleicht die Oberflächen, blutleer und schwindsüchtig, lauter Bilder im Trüben, nebelverhangen“ so urteilte etwa Hanno Lauterberg vor einigen Jahren in der ZEIT über Tuymans Bilder. „Der Belgier Luc Tuymans ist nicht nur Maler, sondern einmal mehr auch ein begnadeter Inszenator des Schreckens“ meinte dagegen Jenny Hoch 2008 im SPIEGEL. Damals richtete ihm das Münchner Haus der Kunst anlässlich seines 50. Geburtstages gerade eine große Werkschau aus. Für Hoch ist Tuymans „Der Maler des Unmalbaren“, der das Grauen auf die Leinwand bannt. Sein beklemmendes Werk (seine Themen reichen von Holocaust, über Brustkrebs, bis Kindesmissbrauch) habe ihn zum Star gemacht. Weiterlesen …